Gestern vor drei Jahren…

…sind wir in Freiberg gestartet um „Immer nach Osten“ zu pedalieren. Unglaublich viele Menschen haben uns dabei begleitet- große Dankbarkeit!
Zum Jubiläum haben sich Jule und Christian an unserem Startpunkt dem Freiberger Obermarkt getroffen und eine leckere Radlerspeise (Nudeln mit Tomatensoße^^) auf dem Gaskocher zubereitet.
Das Wetter war im Übrigen damals genauso Kacke wie heute.
Christian hält weiterhin Vorträge in der Region und auch gern auf Anfrage. Jule ist immer wieder baff, wenn sie Sachsen besucht und realisiert, wie viele Menschen von dieser Reise gehört haben.
Liebe Grüße in die Welt!

 

10.11.2016 Vortrag in Chemnitz

Am 10. November hält Chris wieder einen Vortrag über die „Lange Meile“ unserer drei Radreisenden. Dieses mal lädt die FAIREwelt Chemnitz um 19 Uhr ein. Der Veranstaltungsort wird „dasTietz“ Raum 407 in der Moritzstraße 20 sein. Der Eintritt ist wieder mal für lau, also kommt einfach lang. 😉

Vortrag in Freiberg

Hallo Leute,

nun steht also auch der Vortrag über unsere „Lange Meile“ in Freiberg an, stattfinden wird er bei der Freien Presse (Obermarkt). Wenn ihr Interesse habt, dann kommt doch einfach am 23. Juli um 19 Uhr vorbei. Halten werde ich den Vortrag dieses Mal vermutlich alleine. Ich trainiere aber schon täglich, damit meine Stimme das durchhält. 😀

Außerdem wird das FAIRkauf Ladencafé vor Ort sein und Produkte von Slumbewohnern aus Kalkutta anbieten. Das dazugehörige Projekt habe ich selbst besucht und stelle es auch kurz vor.

 

Sollte es am 23. Juli voller sein als erwartet, werde ich am 30. Juli um 19 Uhr noch einen Ausweichtermin anbieten. Der Vortrag würde dann im Tee-Ei stattfinden.

 

Grüße Chris

Noch drei Worte von Jule aus Freiburg

Mittlerweile bin auch ich, Jule, zu Hause angekommen. Ich war mit meinem Freund noch die letzte Etappe von Freiberg nach Freiburg im Sattel und konnte erleben, dass die Gastfreundschaft, die wir über unsere ganze Tour kennen gelernt haben, in Deutschland keine Pause macht. Wir haben schon ab dem ersten Tag sehr viel lächelnde Hilfe erfahren und tolle Menschen kennen gelernt. So ein Tourenfahrrad scheint ein echter Herzensbrecher für die doch sonst auch gern mal etwas zugeknöpften Deutsche zu sein.

Allen, die durch unseren Blog Lust auf Radfahren bekommen haben, können wir nun auf jeden Fall zB die thüringesche Städtekette empfehlen, die uns zB wunderschön durch Gera, Jena, Weimar und Erfurt geführt hat.

Nur Zugfahren sollte man mit den dicken Rädern nicht- als das Wetter von „saukalt“ in „nass und saukalt“ umgeschlagen ist, sind wir ein Stück unserer Strecke mit dem Länderticket Hessen gefahren und haben viele böse Blicke und blöde Sprüche geerntet, weil wir doch wirklich so dreist waren, mit Fahrrädern das Fahrradabteil der Regionalzüge zu nutzen.

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Jetzt möchte ich mich hier auch virtuell verabschieden- es hat einen Haufen Spaß gemacht, diesen Blog zu schreiben und auch immer wieder zu hören, wie sehr er genossen wurde. Das ist wundervoll! Ebenso hat die Tour einfach Spaß gemacht und dazu einen prall gefüllten Katalog wunderbarer Bilder in der Erinnerung gelassen, durch den man nun immer mal durchblättern kann. Mein Gefühl in der Welt ist durch all die positiven Begegnungen noch viel gesicherter, gelassener und fester geworden und ich freue mich jetzt schon, in den nächsten Sommern mal per Anhalter wieder nach Osten oder per Fahrrad nach Norden oder Süden zu kommen.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge schreibe ich jetzt also die letzten Zeilen dieses Blogs. In Zukunft wird die Seite nur noch so umgebaut, dass sie übersichtlicher wird und man sich alle Fotos ansehen kann.

Danke für alles und fühlt euch appreciated!

=)

Zu Hause

Nun also noch eine letzte Meldung von uns.

9./10.3.

Unsere letzten Kilometer der Reise sollten wir also in Ho Chi Minh Stadt auf dem Weg zum Flughafen zurücklegen. Für Jule und mich waren es die anspruchvollsten Kilometer unserer gesamten Tour. Auf den Straßen herrschte ein unglaubliches Gewusel an motorisierten Zweirädern und alle bahnten sich ihren Weg ohne dabei einmal anzuhalten. Auch wir haben uns schnell daran gewöhnt, nicht zu schauen was hinter uns passiert, sondern nur auf dem Verkehr vor uns zu achten. Nach Zwischenstops für eine letzte Kokosnuss und einen letzten Zuckerrohrsaft sind wir am Flughafen angekommen. Dort waren wir viel zu zeitig, konnten uns aber schnell mit einem chinesischen Reiseradler anfreunden und kurz darauf tauchte gar noch ein zweiter Chinese mit Rad auf, der doch tatsächlich gerade nach Ho Chi Minh City geflogen war, um von dort nach Shanghai zu radeln. Sozusagen also unsere letzte Etappe für uns zu fahren =) Dem zweiten Chinesen haben wir dann eine Reparaturhülse für seine gebrochenen Zeltstangen abgegeben. Er war überglücklich und auch wir mussten viel lachen, weil er nun doch tatsächlich mit einer Art Staffelstab von uns nach Shanghai unterwegs ist =)

Dann haben wir unser Fahrrad noch grob verpackt, aber nicht wirklich gut. Mit bissel Schiss um unsere Räder sind wir dann in den Flieger gestiegen, der uns mit umsteigen in Dubai nach Frankfurt am Main gebracht hat. Schon im Flieger konnte ich erfahren, was es heißt, wieder in unserer westlichen Welt anzukommen. In den nächsten 8 Stunden saß ich neben einem Mann, der mich nicht einmal eines Blickes gewürdigt hatte, als er sich neben mich setzte. Kurz sehnte ich mich nach der Herzlichkeit der Menschen zurück, denen wir begegnet waren, doch dann hob die Maschine ab.

Es war wieder sehr imposant diese Welt von oben zu sehen. Dieses Mal konnten wir auch Teile unserer Strecke mitverfolgen, die wir im vergangenen halben Jahr abgeradelt sind. Einfach unbeschreiblich, wenn 10.000m unter einem lauter schöne Erinnerungen liegen. Da sind die tollen Tage mit den anderen Reisenden in Trabzon oder Elif und ihr Mann die uns in Gerze so herzlich aufgenommen haben. Und dann kommt die Landung in Frankfurt und die Reise ist vorbei.

Am Flughafen wurde Jule von ihrem Freund Jules abgeholt und gemeinsam haben wir in Offenbach beim Couchsurfer Daniel unsere erste Nacht in Deutschland verbracht. Vielen Dank Daniel für deine Gastfreundschaft und die leckere Suppe! Daniel hatte auch eine große Bananenpflanze bei sich, was uns den Abschied von Südostasien etwas einfacher machte.

11.3.

Mit dem Zug ging es heute für uns nach Freiberg. Wie Deutschland so aussieht wisst ihr ja, das muss ich euch nicht aufschreiben, deswegen springen wir gleich nach Freiberg. Dort sind wir pünktlich 18:45 Uhr eingetrudelt und wurden phänomenal in Empfang genommen. Bevor wir all die lieben Menschen in die Arme schließen konnten, mussten wir noch schnell den Fotografen bei Seite schieben, der sich einfach vordrängeln wollte. Sittenstrolch!^^ Auf dem Freiberger Obermarkt wurde dann noch viel erzählt und gelacht und schließlich sind wir noch in die Studikneipe „Abgang“ (früher „Teufel“) gegangen, wo die Idee der Radtour 4 Jahre zuvor geboren wurde. Neue Pläne wurden aber nicht mehr geschmiedet. Vielen Dank an alle die zum Empfang da waren.

Abschließend wollen wir uns bei allen bedanken, die uns auf unserer „Langen Meile“ begleitet haben. Egal ob auf der Strecke oder von Zuhause aus. Es war großartig zu wissen, dass da Menschen sind, die an uns glauben und uns unterstützen. Besonders bei unseren Familien wollen wir uns bedanken, für die es teilweise ja sehr schwer war, dass wir uns auf die große Tour begeben haben.

Ich werde vermutlich auch ein paar Bildervorträge über unsere Tour halten. Die genauen Termine werden wir auf der Homepage dann veröffentlichen. Ansonsten wird es hier vermutlich nicht mehr viel Neues zu lesen gaben. Wir können uns aber jetzt mal selbst durchlesen, was wir so gemacht haben in den letzten Monaten.

Na dann Tschüss!

Chris

Laos nach Vietnam – der wohl letzte Bericht, von Jule

Wo waren wir?
Achja…. Auf unserem Weg nach China ist uns aufgefallen, dass wir lieber nur bis nach Vietnam wollen. Auf unserem Weg nach Vietnam war die vietnamesische Botschaft in Vientiane geschlossen und wir mussten einen Bogen nach Süden einlegen, um in Savannakhet unser letztes Visum zu bekommen. Von Savannakhet aus geht es nun die letzte Etappe straff nach Osten- 370 km trennen uns vom Meer. Nach der ersten Tagesetappe auf dem Weg zum Meer landen wir bei einer sehr lieben laotischen Familie, bei denen sogar jemand Englisch spricht und uns ein wenig in die Familie integriert- außerdem landet Christian auf der verkupplungsträchtigen Hochzeit.

28.02.

Nach dieser Nacht frühstücken wir noch einmal mit der laotischen Familie. Das läuft so ab, wie auch das Abendessen am Tag zuvor lief: wir stellen unser Essen auf den Tisch, die Familie ihr Essen, und man frühstückt zusammen und probiert mal ein kleines bisschen bei den anderen. Für die Familie ist es superspannend, was wir da frühstücken. Auch uns beim Wasserkochen zu sehen, begeistert sie total, weil sie, wie sie sagen, noch nie Falang beim Kochen gesehen haben. Total witzig. Für uns ist es natürlich ebenso spannend, uns das laotische Frühstück anzusehen: Bei ihnen gibt es auch zum Frühstück Klebreis in Massen (auf dem Foto ist das der große, runde, traditionelle Bambusbehälter), dazu würzige Pasten aus Miniauberginen und Chili, Rührei und gedünstetes Knoblauch-Gemüse.

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Frühstück mit unserer Gastfamilie

 

Der Radeltag ist wie immer- heiß und recht lang, weil wir ankommen wollen. Mittags essen wir in einem recht großen Restaurant an einem See, in dem gerade Wasserbüffel baden. Als wir versuchen zu erklären, dass wir gern vegetarisches Essen hätten und davon viel, werde ich irgendwann einfach mit in die Küche genommen und mir wird bedeutet, dass ich am besten selber kochen soll. Hahaha, ich lehne höflich ab und wir bekommen dennoch guten gebratenen Reis nach unseren Vorstellungen. Ach, gebratener Reis… Eine Hassliebe.
Nach dem Essen liegen wir alle mit dem Kopf auf der Tischplatte und machen Siesta, da wird uns noch eine Matte mit Kopfkissen auf dem Boden ausgerollt und wir faulenzen noch ein wenig rum. Das ist übrigens sehr landestypisch: bei der Hitze sieht man links und rechts des Wegesrandes den ganzen Tag und überall Menschen in Hängematten oder auf Tagesbetten im Schatten chillen.
Am Nachmittag können wir wegen der Hitze für ca. ’ne Stunde auch nicht weiterfahren. Wir halten in einem Café und trinken ein Kaltgetränk. Dabei werden wir von einem jungen Mädchen bedient, das selber noch eine Puppe mit sich rumträgt.
Dann kaufen wir auf einem kleinen Markt für die letzten laotischen Kip unser Abendessen (Reis, Gemüse, Eier) zum Mitnehmen und fragen bei einer kleinen Häusergruppe auf Stelzen, ob wir das Zelt aufstellen dürfen. Die junge Frau, die wir fragen, sagt spontan zu und wir bauen auf. Später kommt offensichtlich ihr Vater wieder und ist erstmal überfordert oder schockiert oder verärgert darüber, das plötzlich ein Zelt in seinem Garten steht, dementsprechend unwohl fühlen wir uns. Wenig später aber haben wir noch einmal ein paar Lächeln mit allen Familienmitgliedern ausgetauscht und uns vor allem ein wenig mit den Kindern angefreundet und dann passt auch alles. Dennoch gehen wir sehr früh ins Bett (die ersten um 19:00), um der recht  unangenehmen Situation bald wieder zu entkommen.

01.03.
Nach einem schnellen Frühstück sind wir also früh auf der Straße, die uns heute nach ca. 20 km an die vietnamesische Grenze führen soll. Bis zur Grenze sehen wir mehrere Stände, an denen zB ein einzelner Fisch, ein einzelner Hahn und vor allem alle möglichen Ratten und Nagetiere zum Verkauf angeboten werden. Auch an einem Gebäude der Welthungerhilfe kommen wir vorbei. Wir sind laut Literatur in einer der ärmsten Gegenden der Welt unterwegs und versuchen, das zu begreifen.

Auf unserem Weg zur Grenze müssen wir leicht bergauf fahren (nicht so das Problem) und haben heftigsten Gegenwind (schon eher ein Problem). Wir schleichen gegen die Sturmböen und haben das Gefühl, so gar nicht vorwärts zu kommen.
Und dennoch- kurz vor Mittag stehen wir tatsächlich vor den laotisch-vietnamesischen Grenzbeamten und überqueren unsere letzte Landgrenze dieser Tour. Alles ist problemlos und kurz darauf können wir in Vietnam schon einen Geldautomaten suchen und essen gehen. Sofort werden wir positiv überrascht, denn es gibt eine sehr schmackhafte Auswahl am Buffet, mit Gemüse, Reis, Tofu… Endlich Abwechslung!
Nun geht es weiter die Berge im Gegenwind hoch, aber nicht mehr auf laotischer, sondern auf vietnamesischer Seite. Ich brauch irgendwann nochmal eine Pause und kriege wieder eine Matte und ein Kissen auf den Boden gelegt, als ich Anstalten mache, mich auf dem Boden auszuruhen. Bisher sieht Vietnam nicht großartig anders aus als Laos. Aber nach einige Zeit haben wir scheinbar den Kamm der Bergkette erreicht. Uns weht deutlich kühlere Luft entgegen, endlich fühlt sich nicht mehr alles wie Backofen an. Und es geht bergab! So viel bergab! Es wird die letzte lange Abfahrt unserer Tour sein und ich genieße sie total. Um uns herum sind überall wunderschöne, mit dichtem Djungel bewachsene Berge. Mit etwas Phantasie kann man geradezu am Horizont das Meer (vor dem inneren Auge) sehen. Die Straße windet sich bergab und in ein Flusstal hinein, vorbei an einem Wasserfall und an all diesen Bambus-, Bananen- und sonstwelchen Pflanzen.

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ganz klein ist da unten Marcel zu sehen, kurz hinter der vietnamesischen Grenze

 

Unten im dicken Fluss gehen wir dann auch tatsächlich eine kleine Runde schwimmen, um mal wieder etwas sauberer zu werden. Neben uns schwimmen zwei Männer im Wasser, mit Taucherbrille und Harpune, und fischen wohl.
Und nach einer obligatorischen Nudelsuppe in einem kleinen vietnamesischen Restaurant, in dem alle sehr sehr freundlich zu uns sind, finden wir auch eine vietnamesische Familie, in deren Hof wir unser Zelt aufschlagen dürfen. Mit ein paar Brocken Englisch und Händen und Füßen versuchen wir Konversation, während wir beim Zeltaufbau von der gesammelten Nachbarschaft bestaunt werden. Wir führen die Luftmatratzen vor und alle haben Spaß. Und am Ende machen die jungen Männer der Familie an ihrem Rechner eine Liveaufnahme von Modern Talking an, um uns eine Freude zu machen =)

02.03.
Unser Weg führt uns weiter durch die Ausläufer des Gebirges, zwischen Hügeln und Reisfeldern entlang. Das alles ist unglaublich schön.

Reisfelder
Reisfelder

Gegen Mittag haben wir Vietnam in seiner Ost-West-Ausdehnung schon halb durchquert und landen auf dem Asian Highway No.1, der berüchtigt unter Tourenradlern ist. Ein wahnsinnig gefährliches Chaos soll da herrschen- wir aber staunen nicht schlecht über den Highway, der eher an eine Dorfstraße als an eine Autobahn erinnert. Es gibt eine Spur für Fahrräder und Mopeds und zwei für Autos, die Straße führt aber fast am Stück durch Besiedlung und der Verkehr fließt mit im Durchschnitt vielleicht 50 km/h. Sicherlich ist es aus deutscher Sicht chaotisch, aber für asiatischen Verkehr wirklich nichts besonderes.
Hier machen wir nochmal Mittagspause und landen in einem Restaurant, in dem ein paar Menschen schon um 11:00 um einen Tisch sitzen, unter dem zig leere Bierdosen liegen. Das ist vietnamesische Sitte: wenn man sich zusammen betrinkt, landen die leeren Dosen unter dem Tisch. So können wir sehen, was die Herren und Damen zu dieser unschuldigen Uhrzeit schon im Körper haben. Christian freundet sich auch gleich mit ihnen an, speziell einem Herren mittleren Alters hat er es angetan und die beiden werden allerbeste Saufkumpels. Am Ende des Mittagessens sind wir alle fröhlich miteinander befreundet und man bezahlt auch 50 % unserer Rechnung für uns. Ein Heidenspaß schon wieder =)

Die neuen besten Kumpels =)
Die neuen besten Kumpels =)

Nunja, und dann geht’s weiter straff zum Meer. Wir biegen in ganz kleine, feldwegartige Straßen ein, die uns schnurgerade durch Reisfelder führen. Hier kommen wir durch ganz kleine Dörfer und werden freudig begrüßt. Und überall stehen wahnsinnig viele asiatische Gräber- ganze Grab-Städte passieren wir auf unserem Weg und wundern uns sehr. Und irgendwann biegen wir auf die letzte Straße ein, zählen die Kilometer runter… 4… 3…. 2… 1… können den Strand sehen…. können die Wellen sehen…. und sind da!

Wow. Was für ein Gefühl.

Jauchzend und schreiend schieben wir unter den leicht irritierten und erheiterten Blicken der lokalen Bevölkerung unsere Räder auf den weißen Strand zwischen die Fischerboote. Das hier ist alles andere als eine Touristengegend, hier gibt es vor allem Fischer und es verirren sich allerhöchstens ein paar einheimische Touristen zum Am-Strand-Saufen hierher, wie wir später sehen. Wir fallen also mal wieder gnadenlos auf =)
Und wir hüpfen in die Badehose, umarmen uns alle drei und wanken so zusammen in die Wellen, bis wir da drin sind, in diesem südchinesischen Meer.
Und wir baden und hüpfen gegen die Wellen und schreien rum und haben übelste Sorte viel Spaß.

Wir. Sind. Angekommen!
Wir. Sind. Angekommen!

 

 

Kann man sich vorstellen, dass das toll war, nech?

Später suchen wir ein Hotel, es gibt aber wegen des erwähnten Touristenmangels nur eine üüübel schäbige Ranzbude. Nach etwas Hin- und Herüberlegen bleiben wir aber da und Marcel und ich entscheiden uns, einfach die Sachen im Zimmer zu lassen und das Zelt direkt am Strand aufzubauen.

Zelt am südchinesischen Meer
Zelt am südchinesischen Meer

Wir gehen zusammen was trinken und essen, wobei ein Mann an den Tisch kommt, der sich sehr stolz als Amerikaner mit vietnamesischen Wurzeln vorstellt und uns kurz erzählt, dass er alle paar Jahre hier in seine Heimat zu Besuch kommt, und dass er jetzt gerade seine gesamte Verwandtschaft zum Essen einlädt. Er erzählt uns auch kurz, dass es schwer ist für ihn, in Amerika so weit weg und ganz allein zu sein, aber dass er dort eben das Geld verdienen muss.

Dann gehen Christian und ich nochmal unter dem Mond ins Meer und dann schlafen wir am Strand, mit den Wellen im Hintergrund…. Grandios!

02.03.

Frühstück am Strand, Baden, Chillen, Baden…
Mittags brechen wir auf, um an der Küste entlang zu fahren und noch ein besseres Hotel zu finden, in dem wir auch Internet nutzen könnten. Das ist grad für die Organisation der Heimreise ziemlich wichtig.
Und wir fahren durch endlose Shrimps-Aquakulturen und erreichen irgendwann einen Ort, in dem wir zunächst nach einem Hotel fragen. Ein Mann sagt uns, wo wir ein Hotel finden könnten, und bittet uns, mit ihm zusammen was zu trinken. So bleiben wir kurz sitzen und er sagt immer wieder die paar Brocken Englisch, die er kennt: „How are you“, „Whats your name“ und unser Liebling: „body mass index“, wobei er seinen Bizeps präsentiert. Auch zeigt er uns stolz hunderte US-, kanadische und australische Dollar in seinem Portemonnaie, was hier, mitten auf dem platten Land, ein ungeklärtes Rätsel bleiben wird. Für uns aber scheint das ein Glücksfall zu sein: wir haben kaum noch Geld und ewig keinen Geldautomaten mehr gesehen und schon Angst, dass wir uns ein Hotel nicht leisten könnten, selbst wenn wir eines fänden. Aber der Mann tauscht uns doch tatsächlich 40 Euro in vietnamesische Dong und wir können weiterradeln =)

Das neue Hotel ist dann auch völlig in Ordnung und das Café gegenüber, das irgendwie dazu gehört, hat Internet. In dem Hotel steigen außer uns vermehrt eben diese Tagestouristen ab, die kurz mit dem Roller zum Strand düsen, sich da in Horden tierisch betrinken und ihren Spaß haben. Und dann wieder mit dem Roller heim oder zum Hotel düsen. Wahnsinn. Aber Westler wie uns sieht man hier nirgendwo, das ist sehr angenehm.

Den Nachmittag verbringen wir nochmal am Strand und im Meeeeeeer und als wir abends essen wollen, treffen wir ein ca. 13-jähriges Mädchen, das ziemlich gutes Englisch spricht und von seiner Mama damit beauftragt wird, uns mit dem vegetarischen Essen im Restaurant nebenan zu helfen. Im Endeffekt bedient sie uns dann drüben und ist zuckersüß. Später kommt sie auch nochmal zum Hotel rüber, in dem ich gerade skype, um sich auf Englisch ein wenig mit mir zu unterhalten. Das finde ich total beachtlich, ich hätte in dem Alter niemals den Mut dazu gehabt!

04.03.
Auch dieser Tag startet damit, dass wir zum Strand trudeln und im südchinesischen Meer baden gehen. Wir haben tierisch viel Spaß in den Wellen und als ich an Land gehe, um mich in Ruhe mit melancholischem Blick gen Osten von dieser Reise zu verabschieden und zu realisieren, dass wir jetzt wirklich angekommen sind, gesellen sich zwei Fischer zu mir. Wir verständigen uns sehr rudimentär und die beiden fragen immer wieder, wo ich her komme, weil sie die Antwort „Germany“ nicht zufrieden stellt. Wenn ich das sage, fragen sie immer wieder „USA?“ und ich sage nein, und dann fragen sie „England?“ und ich sage „No, Germany“. Aber weil sie Germany nicht kennen, schreiben sie mir dann nochmal in den Sand: „Viet Nam“ und zeigen auf sich und dann fragend auf mich. Und ich schreibe „Germany“ in den Sand und da zucken sie dann mit den Schultern und geben auf. Aber schön sieht das aus, wie dann da Germany und Vietnam nebeneinander im Sand stehen!
Sie schreiben mir auch auf, wie der Ort heißt, an dem wir hier gelandet sind: Phong Hai! Wer hätte das gedacht, da endet unsere Radtour wohl in Phong Hai am Meer, nicht in Shang Hai. Zwei Buchstaben Unterschied =)

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Gegen Mittag satteln wir wieder auf und fahren unsere wohl letzte Etappe in die alte Kaiserstadt Hue. Der Weg führt weiterhin durch ganz kleine Dörfer, vorbei an unzähligen Tempeln (die besonders Christian entzücken) und über Straßen, die durch weite Reisfelder führen. Einige Straßen sind gesäumt von roten Flaggen, auf denen  der gelbe vietnamesische Stern  in gelb prangt.

Rote Fahnen in den grünen Reisfeldern der vietnamesischen Provinz
Rote Fahnen in den grünen Reisfeldern der vietnamesischen Provinz

Und auch hier fahren wir wieder durch eine immense Anzahl an Grabstätten.
In Hue angekommen, drehen wir eine kurze Runde durch die Altstadt und sind schonmal begeistert von dem völlig verrückten Mopped-Verkehr. Prinzipiell hat wohl jeder vietnamesische Mensch einen Roller und ich empfinde den Straßenverkehr wie einen riesigen Fischschwarm. Man kann einfach jederzeit über die Straße gehen, die Masse an Rollern teilt sich an der richtigen Stelle und fließt um einen herum. Außerdem ist es irgendwie im Gegensatz zum Autoverkehr total sympathisch, jeden Verkehrsteilnehmer direkt sehen zu können. Und was die Leute dann auch alles noch so mitnehmen, auf ihren Rollern! Von der vierköpfigen Familie bis zu 5 Kästen Bier und noch so viel mehr kann man alles sehen. Auf jeden Fall aber würde Asien im kompletten Verkehrschaos versinken, wären das hier alles Autos. Sehr spannend!

Dann überqueren wir den großen Fluss, der mit unzähligen hübschen Seitenarmen durch die Stadt fließt und ganz blumig mit „Parfum-Fluss“ übersetzt wird und finden in Downtown ein sehr schickes Hotel, das uns gegen für Europa lächerliche Preise in ein sehr nobles Zimmer lässt (es ist so ein Zimmer mit blütenweißen Betten, Klimaanlage, kleinen hübschen Nachttischlämpchen, Minibar, Balkon und Vollholzmöbeln und kostet…. tatatataaaaa…. 15 Dollar für drei Leute. 5 für jeden… Wahn). Außer zu einem schönen indischen Restaurant (wir schwelgen in guten Erinnerungen ^^) soll uns heute eigentlich nicht mehr viel bewegen, dann aber fragen wir nochmal kurz in einem Reisebüro nach, wie wir dann zwei Tage später am besten nach Saigon / Ho Chi Minh City kommen. Und das artet (zumindest für mich) in großen Stress aus, weil die Dame uns sagt, dass Busse die Fahrräder nicht mitnehmen können und alle Zugtickets schon ausverkauft wären. Und dass es nun zwei Optionen gäbe: a) wir bekommen direkt am Bahnhof noch ein Zugticket für uns drei und die Räder, b) wir können selber mit dem Bus fahren und die Räder im Zug nach HCMC schicken… Wow, das klingt richtig blöd!
Also stratzen wir nochmal zum Bahnhof. Am Schalter gibt uns die Dame zu verstehen, dass es keine Tickets mehr gibt und kann leider kein Englisch, um die Frage nach dem Fahrrad-Verschicken zu verstehen. Sie ruft jemanden an, der Englisch spricht und ich frage ihn nochmal nach Tickets und den Rädern, woraufhin der Telefonjoker zunächst sagt, dass es keine Tickets mehr gibt und wir einen Inlandsflug nehmen sollen. Ich bin ziemlich schockiert und erwähne nochmal die Kosten für Fahrräder, bis er anbietet, sich am nächsten Morgen mit uns zu treffen und das Fahrrad-Verschicken zu organisieren. Aaaaaah!
Am eigentlich sehr, sehr schönen nächtlichen Parfum-Fluss entlang laufen wir dann etwas geknickt nach Hause, gerade ich gerate ob des eventuell eintretenden Stresses wirklich in Panik. Ich freu mich doch so auf zu Hause, das soll nicht scheitern! =)
Auf dem Heimweg jedoch fragen wir noch ein weiteres Bus-Büro an und im Gegensatz zur ersten Agentur sagt uns die Mitarbeiterin hier nun, dass die Radmitnahme möglich sei. Im Notfall auf dem Dach, fügt sie hinzu. So richtig vertrauen kann ich der Sache jedoch nicht, weil sie recht schlecht Englisch spricht und ich mir nicht sicher bin, ob die Kommunikation geklappt hat. Wir vertagen auf Morgen, um in Ruhe eine Lösung zu finden.

05.03.
Die erste Tagesaufgabe ist nun also, irgendwie eine Möglichkeit zu finden, nach Ho Chi Minh City zu kommen. Und das ist dann so viel einfacher, als es gestern Abend noch aussah…
Als wir vom Zimmer runter in die Rezeption kommen, strahlt uns eine völlig überdurchschnittlich gut gelaunte Hotelrezeptionistin an und singt sogar ein spontanes Guten-Morgen-Ständchen… Ich muss lachen und will sie eigentlich nur nach ihrem Tip für eine gute Reiseagentur fragen, da entpuppt sie sich als Hotelrezeptionistin UND Reiseagentur und fünf Minuten später haben wir einen fancy Liegebus gebucht, der uns und die Räder am nächsten Tag in 28 Stunden Fahrtzeit nach HCMC bringen soll.
Fancy Liegebus? Ich übertreibe nicht… =)

fancy Schlafbus
fancy Schlafbus

Also alles gut, gar kein Problem, umsonst aufgeregt.
Und wir können den Tag mit schöneren Dingen verbringen: dem Anschauen von Hue. So laufen wir erst einmal über den Fluss zur Zitadelle, dem alten Stadtkern, in dem der Kaiser mit seinem Hof gelebt und regiert hat. Dort kann man lang herumlaufen und sich die Gebäude, Bonsais und Teiche ansehen und es gibt auch ein paar wirklich gut gemachte Ausstellungsräume, in denen man ein wenig über die vietnamesische Geschichte lernen kann. Den Rest des Tages streifen wir durch die Straßen und genießen die Stadt. Hue ist meiner Meinung nach wirklich sehenswert und zum Wohlfühlen geeignet, überall ist Wasser und die Stadt ist, wie alles, was wir bisher von Vietnam gesehen haben, sehr lebendig.
Am Abend trinken wir dann nach dem Essen noch ein paar Bierchen und Weinchen am Fluss und landen später in irgendeiner Bar, um unsere feine Radelreise zu feiern =)

06.03.
Mit leichtem Kater putze ich morgens noch meine Tretlager mit dem Restbenzin aus dem Kocher, danach steht auch bald schon der Bus vorm Hotel und schluckt ohne zu Murren Extremradler, Extremradlerinnen und Extremradel. Wir sind ziemlich beeindruckt vom fancy Liegebus und machen es uns bequem, um die angekündigten 28 Stunden hier zu wohnen.
Nunja, und dann folgen eben ziemlich viele Stunden Busfahrt =)
Wir dösen und gucken aus dem Fenster und manchmal dürfen wir zum Pinkeln raus. Die Landschaft draußen ist sehr, sehr schön. Zunächst, in Zentralvietnam, sind da tolle, sattgrüne und djungelbewachsene Berge auf der rechten Busseite und das weite, blaue Meer auf der linken Busseite. Wir fahren durch den Tunnel unter dem Wolkenpass (der Wetterscheide Vietnams) hindurch und weiter südlich wird die Landschaft irgendwann zu weiten Sandebenen. Richtig wüstenartig. Zu anderer Zeit passieren wir Postkartentraumstrände und ich bin ziemlich traurig, dass wir hier nur vorbeifahren werden und nicht mehr die Gelegenheit bekommen, noch einmal in den Pazifik zu hüpfen. Das ist, wie wenn man ein Eis vor die Nase gehalten bekommt, das man dann nicht essen darf…

Irgendwann ist auch nicht mehr 06.03., sondern der

07.03. und wir sitzen immernoch im Bus, aus den 28 Stunden werden 30, und dann sind wir auch, äh…, schon mitten im Herzen Ho Chi Minh Citys!
Ein Trubel! Ein Gewirr! So viele Motorräder! So viel Leben! Es gibt kleine und große Gassen und keinen Meter Bürgersteig, auf dem nicht irgendetwas zum Verkauf angeboten wird. Und wenn mal doch einen Meter kein mobiler Kaffee- oder Baguettestand steht, dann parken da ganz viele Mopeds.

Kaffee, übrigens, ist nochmal ein Thema für sich. Der vietnamesische Kaffee wurde von mir während der Busfahrt morgens um 7:00 probiert, als wir plötzlich alle rausgeschmissen wurden und in einen baugleichen Bus umsteigen sollten. Da haben wir dann etwas am Straßenrand gewartet und ich hab mir einen vietnamesischen Kaffee mit gezuckerter Kondensmilch bestellt. Serviert bekommt man dann ein Glas, in dem ein Bodensatz aus der dickflüssigen Milch ist. Auf dem Glas steht ein kleiner Metallfilter, aus dem langsam der pechschwarze Kaffee auf die Dosenmilch tropft. Hat der sich ausgetropft, kann man umrühren und genießen. Und genießen, das mein ich so!, denn tatsächlich habe ich in meinem Leben trotz sehr aktiven Kaffeekonsums noch nie so tollen Kaffee getrunken wie diesen hier. Der ist unglaublich dunkel und kräftig, ohne auch nur eine Spur sauer zu sein. Total lecker und ich hoffe, den auch in Deutschland einmal herstellen zu können. Die nötigen Utensilien werde ich mir auf jeden Fall von hier mitbringen.
Die Vietnamesen scheinen den Kaffee auch so zu lieben, denn wirklich an jeder Ecke kann man die leckere Spezialität entweder heiß oder sehr gern auch auf Eis bekommen.

Falls das Interesse geweckt ist:

http://www.reisenvietnam.com/specials/vietnamesischer-kaffee

Nach dem Einchecken in einem günstigen und sehr futuristischen Hotel und dem Abendessen gehen wir dann nochmal zu einem Nachtmarkt, der dem gewillten Touristen jeden Einfall der freien Marktwirtschaft anbietet. Und Touristen gibt es hier wirklich wahnsinnig, wahnsinnig viele. Schon im Bus, der scheinbar auch fast nur für Touristen existiert, waren wir z.B. auf Teilstrecken fast komplett von Deutschen umgeben.
Über den grünen Straßenzügen und Parks und dem Gewusel von Motorrollern und Menschen, Käufern und Verkäufern glitzern sehr fette Wolkenkratzer am nächtlichen Himmel. Ich glaube, in so einer echten Großstadt war ich noch nie!

08.03.
Heute laufen wir natürlich mit großen Augen durch HCMC. Wir bestaunen das Leben in den Straßen und schauen uns an, wie man so offensichtlich in Vietnams Hauptstadt lebt. Wir tingeln zum gut aufgemachten Kriegsmuseum und verbringen dort mit ca. 4000 anderen Touristen eine spannende Zeit, dann schlendert man zum Saigon River und guckt sich Boote, Pärchen auf Motorrollern am Ufer und Seerosen an, die in kleinen Teppichen vorbei schwimmen.
Ich mag die Stadt sehr gern und würde gern noch länger hier sein, um mehr als nur den Kern des Zentrums zu erleben.
Am Abend gehen wir dann noch einmal in ein ganz vietnamesisches Restaurant essen und erleben noch einmal die Unterhaltsamkeit der Sprachbarriere. Zunächst ist es denkbar schwierig, etwas zu Essen zu bestellen, auch wenn es eine handgeschriebene Englisch-Übersetzung der Karte gibt. Das klappt aber mehr oder weniger- als Marcel jedoch später noch zwei Spiegeleier dazu bestellen möchte, nickt der Kellner eifrig und bringt ihm zusätzlich zu den Essstäbchen (an die wir uns schon recht gut gewöhnt haben) einen Löffel. Da müssen wir doch spontan sehr in uns hineinlachen =)

Nun denn, dann geht es das letzte Mal schlafen, bevor wir am 09.03. gegen Mittag aus dem Hotelzimmer zum Flughafen radeln werden.
Die Abschiedsgefühle sind facettenreich und sicherlich sehr, sehr individuell. Ich denke, einen kleinen Abschied von diesem Reiseblog werden wir nochmal extra veröffentlichen. Bei unseren 18 Stunden Flug plus 12 Stunden am Flughafen wird da sicher Zeit sein, nochmal gut in die Tasten zu hauen.

Bis dahin erst einmal vielen Dank fürs Lesen, es hat uns viel Spaß gemacht, euch zu unterhalten. Die Rückmeldungen und der Rückhalt, den wir von zu Hause bekommen haben, haben uns viel gegeben.
Lieben Gruß!

Thailand – Laos

Es berichtet Chris – der rasende Reporter

13.2.

Der heutige Vormittag hält eine Besichtigungstour der Ruinen der alten Hauptstadt für uns bereit. Um ehrlich zu sein, viel zu sehen gab es nicht und das obwohl Sukothai wohl schon einer der 10 bedeutendsten Attraktionen des Landes sein soll. Was es gab, waren Unmengen von Touristen, darunter auch Reisegruppen, was wir so auf unserer Tour noch nicht erlebt hatten. Unter einer Palme haben wir dann ein wenig entspannt und uns beim Anblick, all der Touristen gefreut, dass wir das Fahrrad als Reisemittel gewählt haben. 🙂

Anschließend ging es zum Mittagessen und auf einmal schreckt Marcel völlig entgeistert auf. Er hatte unsere gesamten thailändischen Geldreserven (umgerechnet 230€) in seinem Versteck (eine stinkende Socke) vergessen. Soweit unproblematisch, aber leider war die Socke am Vortag zusammen mit unserer restlichen Kleidung in die Wäscherei gewandert. Ohne zu zögern ging es also in die Wäscherei. Dort wurden gerade 9000 Baht gebügelt. Es waren unsere Baht! Die Mitarbeiterinnen haben sich halb totgelacht, als sie uns sahen und haben gleich Fotos von uns gemacht. Passiert ihnen wohl auch nicht alle Tage, dass sie so viel Geld in einer stinkigen Socke finden. Uns jedenfalls ist ein Stein vom Herzen gefallen und wir haben uns noch 1000 Mal bedankt.

15 Uhr war die frische Kleidung dann verstaut und wir sind noch einmal in die Pedalen getreten. Mit einer Satten Durchschnittsgeschwindigkeit von 23,5 km/h haben wir die 70km nach Phitsanulak hinter uns gebracht. Da waren wir selbst ein wenig überrascht von uns. Kurz vor Phitsanulak konnten wir uns sogar über 6km im Windschatten eines Rennradfahrers halten.

Dann haben wir noch einen kleinen Nachtmarkt gefunden, was gegessen und sind dann schlafen gegangen.

14.2.

Sind einen Tag im Hotel versackt, ansonsten gibt’s nichts zu berichten.

15.2.

Auf der hervorragend asphaltierten und breiten Straße, kamen uns zum heutigen Sonntag etliche Menschen auf Rennrädern entgegen. Unumstrittener Höhepunkt bleibt ein Rennradler, vor dem ein Mädel mit einer roten Flagge am Mopped hergefahren ist. Da legt wohl jemand großen Wert auf Sicherheit. Zum Mittagessen haben wir uns den thailändischen Klassiker Gebratener Reis mit Gemüse „gegönnt“. Ich mag das Essen sehr, Marcel und Jule ist es aber etwas zu eintönig.

Kurz vor der Mittagspause (11 Uhr! Ja wir essen oft recht zeitig. Sind ja auch früh auf^^) gab es im Übrigen noch eine kleine Schrecksekunde, denn ein LKW verlor unmittelbar neben uns einen kleinen Teil seiner Ladung. Neben mir rollte dann eine Blechkanne her. Passiert ist aber nichts.

In der Mittagshitze konnten wir einen Wasserfall ausfindig machen. Dort tummelten sich auch etliche Thailänder und Thailänderinnen, die auf Felsen saßen, welche vom Wasser umspült wurden. Uns gefiel der Ort auch richtig gut und man konnte sich sogar hinter den Wasserfall setzen und überhaupt überall herumtollen. Klasse! Da sind wir eben doch noch kleine Kinder.

Wie so oft, gebe ich dann den Spielverderber und ermahne die Anderen, dass wir doch weiterradeln sollten. Schließlich sind wir ja nicht zum Vergnügen hier. 🙂

Wir verließen dann kurz nach dem Wasserfall die fette Straße. Vorher verließ die Luft aber noch Marcels Hinterreifen und wir hatten den ersten richtigen Platten unserer Tour. Was das anbelangt, haben wir echt Glück gehabt.

Geschlafen haben wir kurz hinter Nakhon Thai im Gebüsch.

16.2.

Heute gab es etliche Berge zu bestaunen. An sich sind diese nicht weiter der Rede wert, aber die Außentemperaturen machen selbst kleine Hügel zu echten Härteprüfungen. Am Wegesrand gibt es jetzt auch immer wieder sogenannte „Geisterhäuser“ zu beobachten. Das sind kleine Häuschen, die auf einem Holzpfahl stehen. Dort sollen sich die bösen Geister niederlassen, damit sie nicht in die Wohnhäuser gehen. Damit diese sich wohler fühlen, werden gelegentlich vor die Häuschen auch Getränke wie Cola gestellt, geöffnet und mit einem Strohhalm versehen. Der Höhepunkt war ein Geisterhaus, vor dem eine ganze Kleiderstange mit Kinderkleidung stand. Geisterhäuser gibt es im Übrigen auch etliche in Laos und Vietnam.

Abgesehen von solchen Schmankerln gab es optisch wieder nicht all zu viel geboten. Nach einer langen Abfahrt begegnete uns dann ein deutscher Reiseradler. Lustigerweise hat er sich nahezu die gleiche Stecke rausgesucht wie wir, nur umgedreht. Später begegneten uns dann noch zwei lustige Pedaleure, die sich in Laos getroffen hatten und nun ein Stück zusammen radeln.

Am Abend kamen wir dann auf einer Art Zeltplatz an. Der Erste seit Serbien. Der menschenleere Platz wusste durch etliche kleine bis mittelgroße Windmühlen (holländischer Stiel) zu überzeugen. Sehr interessante Kombination, in dieser hügeligen Landschaft. Ansonsten hatten wir in unserem Zelt 1A-wlan und Nachts das erste Gewitter seit der Türkei.

17.2.

Der Morgen nach dem Gewitter war wenig erfreulich. Es waren nicht nur die Kochsachen, die wir wie üblich draußen stehen gelassen haben, nass und dreckig, sondern auch Matratzen und Schlafsäcke. Der Boden des Zeltes war offensichtlich mit der Zeit durchlöchert worden und wir haben das nicht mitbekommen, weil es über Monate keinen Regen gab. Schlimm ist es aber nicht, die Sachen trocknen schließlich wieder und das Zelt hat mittlerweile etliche wunderschöne Panzertape-Flicken.

Die Strecke wurde heute wirklich ansehnlich. Nach einem Aufstieg auf über 800m über Null, konnten wir eine herrliche Abfahrt genießen und auf verkehrsarmen wegen durch Bananenhaine und eine sehr hübsche und wenig befahrene Landschaft fahren. Nach dem Mittagessen (es gab das Übliche^^) kamen wir dann auf eine Straße mit nahezu gar keinem Verkehr, dafür aber einem Bautrupp, der sich durch die Hügel schlängelt und die Teerdecke erneuert. Ein bisschen Angst hab ich immer, wenn ich mit meinen Rädern über den noch heißen Asphalt rolle, passieren tut letztendlich aber immer nichts. Dann waren wir auf einmal an der laotischen Grenze und wenig später dann auch am MEKONG!!!!!! Einfach nur genial, diesen legendären Fluss einmal entlang pedalen zu können. Uns hat das so gut gefallen, dass wir uns gleich mit Eis und Bier an das Ufer des mächtigen Flusses setzten.

Die Straße wurde in der Folge wieder besser, nachdem sie kurz vor dem Mekong zu einer Schotterpiste wurde. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit begegnete uns dann noch Klaus, der durch Südostasien pedaliert und auch schon die Panamericana entlang pedalt ist. Wer mehr über seine Reisen erfahren will, kann das auf folgender Homepage tun: http://rad-fernweh.de

Wir hatten in der Folge überlegt mit Klaus nach Chiang Khan zurückzuradeln. Die Stadt hatten wir gerade erst passiert und es wäre sicher ein interessanter Abend geworden. Letztlich haben wir es dann aber gelassen, denn wie sagt man doch so schon: Vorwärts immer, rückwärts nimmer! In der Folge habe vor allem ich mich geärgert, dass wir nicht doch umgekehrt sind. Wir haben zwar noch ein schönes Plätzchen zwischen Bananenstauden gefunden, aber kurz darauf fing es an heftig zu Gewittern und wir mussten uns unter eine Hütte ohne Seitenwände zurückziehen. Es hörte zwar wieder auf zu Gewittern, doch die Hitze blieb und ich konnte kaum schlafen. Auch Marcel und Jule hatten mit der Hitze und zusätzlich noch mit Ameisenstichen zu kämpfen. Bei einer nächtlichen Inspektion viel mir auf, dass sich die Ameisen eine Gigantische Ameisenstraße rund um unser Moskitonetz aufgebaut hatten. Da gab es Tausende kleiner Ameisen und einige große Ameisen, die erstere beschützten. Das Ziel der Kolone waren, die eigentlich leergeputzten Töpfe. Wir hatten alles mit Toastbrot saubergewischt, aber anscheinend nicht sauber genug.

Doch die Nacht hatte noch eine weitere Überraschung für uns parat: Nämlich ein zweites, noch heftigeres Gewitter, bei dem wir die Donnerschläge deutlich spühren konnten. Zudem kam die Gischt, des herunterprasselndes Regens zu uns hereingeweht. Zur Erinnerung unsere Holzhütte hatte keine Wände. Jule war noch am nächsten Morgen hocherfreut von dem tollen nächtlichen Gewitter! Vielleicht hätten wir doch zur Regenzeit hier vorbeikommen sollen. 🙂

18.2.

Mit wenig Schlaf ging es zeitig auf die Piste. Heute konnten wir den ganzen Tag am wunderschönen Mekong entlang radeln. Der Fluss ist in seiner Naturbelassenheit wirklich sehr beeindruckend. Er ist oft ganz anders, als er zuvor in unseren Köpfen existierte, aber dennoch wunderschön. So ist der Mekong beispielsweise außer für sehr kleine Fischerboote, die aus Holz bestehen, nicht schiffbar. Wer hätte das gedacht?! Auch verwandelt sich der Mekong immer wieder in ein Gebilde, dass er an eine Sumpflandschaft erinnert, als an einen Fluss. Dann ist er unheimlich Breit und zerklüftet. Auf der ganzen Breite sind Inseln und Inselchen, die aus purem Fels bestehen oder mit ein paar Sträuchern bewachsen sind. Das Wasser hat eine Fließgeschwindigkeit, die unheimlich stark variiert und von fast nicht vorhanden, bis für so einen großen Fluss sehr zügig reicht. Ihr seht ein sehr beeindruckender Fluss! 🙂

Beeindruckend gut kamen wir heute auch voran und nach 100km war, es gerade einmal früher Nachmittag. Wir suchten einen „Seven Eleven“ (Supermarktkette) auf, um unser Vorräte aufzufüllen und ich wollte mir ein Bierchen gönnen, hab es aber nicht bekommen. Da verkaufen die doch tatsächlich Bier nur von 11-14 und 17-21 Uhr. Das soll einer verstehen. Mein Bier wurde von der Verkäuferin also wieder zurückgestellt, da es noch nicht mal 16 Uhr war. Das erinnerte stark an die serbische Regelung, nach der man Flaschenbier nur erhalten konnte, wenn man eine leere Flasche abgegeben hat.

Ein Bierchen hat sich dann trotzdem noch auftreiben lassen, welches ich vor dem „Seven Eleven“ genüsslich verzehrt habe. Jule und Marcel haben einstweilen eine Kokosnuss ausgezutscht. Diese gibt es hier regional und sind unheimlich lecker. Erst lässt man sich ein kleines Löchlein reinschlagen und trinkt dann den Inhalt mit einem Strohalm aus. Wenn man fertig ist, gibt man die Kokosnuss ab und sie wird mit der Machete geöffnet. So kommt man auch an den festen Inhalt.

Es passiert nicht oft bei uns, das wir einen derartigen sportlichen Ehrgeiz an den Tag legen, dass wir gerne schneller sein wollen, als unsere Mitreisenden und wenn dann ist das meist bei Marcel der Fall. Heute Nachmittag war allerdings einer dieser Momente. Obwohl wir schon über 100km in den Beinen hatten, wollte jeder dem anderen zeigen, dass er in dem Moment noch die meisten Körner übrig hat und so schossen wir die Hügel förmlich hinauf, bis wir dann nach 138km in Si Chiang Mai zum stehen kamen und uns ein Hotelzimmer nahmen. Das ist im Übrigen unsere zweitlängste Etappe überhaupt. Die über 160km von Samsun nach Ordu werden wir wohl nicht mehr toppen können.

In Si Chiang Mai gab es keinen Strom wegen des Gewitters am Vortag und so haben wir unsere abendliche Portion Reis mit Gemüse bei Kerzenschein zu uns genommen. Ich habe dabei einen neuen Rekord aufgestellt, da ich sowohl zum Abendbrot, als auch zum Mittag 2 Portionen Reis mit Gemüse verputzt hatte.

Vom dunklen Si Chiang Mai aus konnten wir direkt auf das hell leuchtende, gegenüberliegende laotische Ufer schauen, denn dort lag Vientiane, unser morgiges Ziel.

Als wir alle Hoffnung schon aufgegeben hatten, kam gegen 22:30 Uhr der Strom zurück, wir stellten die Klimaanlage auf Maximalleistung und konnten so entspannt in der Hitze schlafen.

19.2.

Nach einem Frühstück mit Mekongblick ging es ab in Richtung laotische Grenze. Ein letztes Mal konnten wir die Pick-ups bestaunen, auf deren Ladefläche Personen befördert wurden. Das ist an sich nichts besonderes in Südostasien. Besonders ist aber die Vermummung, da bei vielen der Mitfahrenden, das ganze Gesicht mit Tüchern und T-Shirts verhüllt wurde. Vermutlich machen sie das wegen dem Fahrtwind und/oder der Sonne. Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte es aber auch ein Bild von IS-Kämpfern auf einem Pick-up sein.

Die Straße führte uns vorbei an abgeknickten Strommasten, die wohl für den gestrigen Stromausfall verantwortlich waren. Nun lagen die Stromkabel auf Häusern, Geschäften und Restaurants, welche teilweise dennoch Essen anboten. Insgesamt waren sicherlich an die 20 Strommasten umgeknickt.

In dem Moment, als wir die zerstörerische Natur begutachten konnten, passierten uns einige Campingwagen. Die Ersten, die wir seit den Bostrotters gesehen haben, doch es sollten heute nicht die Letzten bleiben.

Nach 45km hatten wir die Grenze erreicht, von der uns nur bekannt war, dass sie mit dem Fahrrad nicht passiert werden kann und man in einen Bus einsteigen müsste. Probieren wollten wir es dann aber trotzdem. Nachdem der Ausreisestempel in unseren Pass sauste, schwangen wir uns auf unser Fahrrad und konnten doch tatsächlich über den Mekong übersetzen. Das war absolut großartig, zumal die Fahrradverbotsschilder noch zu sehen waren.

Was bleibt also von Thailand? Um ehrlich zu sein nicht viel, so wie wir durchgerast sind. Wir haben über die Ganze Zeit nicht ein richtiges Gespräch mit einem Thailänder geführt, was sicher zum Teil an uns liegt, aber auch an den Menschen in Thailand. Sie sind eher verschlossen und desinteressiert an Fremden und lassen sich auch nur selten zu einem Gruß hinreisen. Nach all den unglaublich Positiven Erfahrungen lag die Messlatte aber auch ein bisschen hoch, jedenfalls war Thailand, so wie wir es in der kurzen Zeit kennengelernt haben, definitiv nicht unser Favorit. Zu weit Weg waren wir von den Menschen. Vielleicht bringt das die zunehmende Verwestlichung und der so genannte Fortschritt mit sich, dass es sozial kälter wird. In Deutschland grüßt einen schließlich auch keiner.

Nun sind wir allerdings in Laos, aber noch nicht ganz. Noch heißt es abwarten bis die Grenzbeamten ihre Mittagspause beenden. Dann wechseln 3x 30$ den Besitzer und zack haben wir, dank Visa-on-arrivel, eine Aufenthaltsgenehmigung für einen Monat im Pass.

Sofort nach der Grenze machen auch wir Mittagspause. Es gibt ein Gericht, welches wir in Thailand lieben und hassen gelernt haben: Gebratener Reis mit Gemüse und Spiegelei. War recht schmackhaft und auch das laotische Bier (Beerlao), weiß durchaus zu überzeugen.

Nach kurzer Zeit auf dem Sattel, sahen wir unser erstes deutsches Autokennzeichen seit der Türkei. Es gehörte zu einem Campingwagen eines Rentnerpaares aus Köln. Sie beteiligen sich, zusammen mit den anderen Campingwagen die wir heute sahen, an eine geführte Reise für Camper quer durch Asien. Dabei kann jeder individuell fahren und nur das Tagesziel steht fest. Der Tross hat es interessanter Weise sogar geschafft vom Iran über Pakistan nach Indien zu Reisen. Das ist sonst keinem gelungen, dem wir begegnet sind.

Nach 65km sind wir dann in Vientiane angekommen. Die laotische Hauptstadt ist wirklich sehr überschaubar. Keine 200.000 Einwohner hat die Stadt und es fühlt sich sogar nach noch weniger an. Dafür sind eine Menge Touristen zu bestaunen. In manchen Straßenzügen gibt es von ihnen mehr als Laoten.

Nachdem wir ein nettes Hotel für insgesamt 150.000 Kip (15€) gefunden hatten, machten wir uns auf zur vietnamesischen Botschaft, um unser Visum zu beantragen. Leider Gottes hatte die Botschaft Betriebsurlaub wegen des Neujahrsfestes und das noch eine ganze Woche lang. Na großartig! Nach etwas Bedenkzeit haben wir uns dann dazu entschlossen, das Visum einfach in Savannakhet zu besorgen und nach einem Pausentag in Vientiane weiterzufahren.

Am Abend sind wir dann in einem Lokal, welches von einem Franzosen betrieben wird, eingekehrt. Ein interessantes Klientel ist da in seiner Kundschaft zusammengekommen. Da saß an einem Tisch eine Familie. An einem anderen Tisch waren zwei deutsche Rentnerehepaare. Wieder an einem anderen gab es 3 Westler mit durchschnittlichem Aussehen und Karohemd zu begutachten, während ihnen gegenüber 3 junge aufgebrezelte Laotinnen saßen. Einen Tisch weiter saßen dann 3 deutsche Motorradrocker, die wir fasst gefragt hätten, ob sie in Südostasien mit dem Bike unterwegs sind und wie das so ist. Dann kamen jedoch nach einem kurzen Anruf, auch an ihren Tisch zwei recht hübsche und viel jüngere Laotinnen hinzu. Dieses widerliche Schauspiel konnte man leider des öfteren in den Touristenvierteln Vientianes „bewundern“. Begleitet wurde es teilweise von einem Auftreten der westlichen Männer, als gäbe es die Kolonialzeit noch. Das sie in Laos nur zu Gast sind, ist ihnen anscheinend nicht bewusst.

Später sind wir dann noch über den Nachtmarkt geschlendert und haben uns mit einem Bierchen an das Mekongufer gesetzt, um uns anzuschauen, wo wir gestern geschlafen haben. Tatsächlich war unser heutiger Schlafplatz von dem Gestrigen lediglich 1,6km entfernt. Fahren mussten wir aber 65km. 🙂

20.2.

Zum Frühstück gab es leckeres Baguette mit Omelette. Klasse!

Dann haben wir den Flug gebucht oder es jedenfalls versucht. Nach ewigem hin und her haben wir uns dann für Ho Chi Minh-Stadt nach Frankfurt entschieden. Eine tolle Lösung war das zwar nicht, aber so wussten wir, das unsere Fahrräder gut aufgehoben sind und sie nichts extra kosten. Am 10. März werden wir dann also wieder in Deutschland sein. Ist nicht mehr lang hin und kommt sicherlich für alle etwas überraschend. Auch für uns. 🙂

Näheres dazu könnt ihr weiter unten in unserem Sonderbeitrag nachlesen.

Nach dem ganzen Kaos mit dem Flug haben wir uns Vientiane angeschaut. Im Prinzip gibt es da aber auch nicht all zu viel zu sehen, außer einer Stupa und einem Triumphbogennachbau.

Schnell noch ein paar Vorräte eingekauft, bevor es in die ländlichen Gegenden geht und dann war der Tag auch schon wieder rum.

21.2.

Der erste Radeltag in Laos und es hat mal wieder richtig Spaß gemacht die 114km unter die Räder zu nehmen. Nicht nur der brennende Müll am Straßenrand erinnerte an Myanmar und Indien. Auch laufen nun wieder Kühe, Ziegen und Hühner über die Straßen. Was uns besonders gut tut, ist die Herzlichkeit der Menschen. Oft grüßt man einander mit „Sabaai-dii“, wobei vor allem die Kleinsten eine herrliche Begeisterung an den Tag legen. In Laos gibt es sogar noch mehr Menschen, die mit Trickots von Fussballclubs herumlaufen, als im restlihen Südostasien. Besonders hoch im Kurs sind neben spanischen und englischen Klubs auch Bayern München und Borussia Dortmund. Überhaupt ist Fussball überall in der Welt ein recht wichtiges Thema. Oftmals konnten wir den Menschen nur erklärlich machen, woher wir kommen, wenn wir ihnen sagten, das Deutschland die Fussball-WM gewonnen hat. Wenn die Menschen das Wort „Germany“ kannten, sprachen sie uns dennoch häufig auf die WM an und so verwundert es nicht, das man das Trickot der deutschen Nationalmannschaft in Laos öfters sieht, als in Deutschland.

Eine laotische Spezialität sind auch die vielen bunten Schmetterlinge, welche zusammen mit den Libellen zahlreich unterwegs sind. Besonders gern hocken die Tierchen auch auf der Straße und toschieren gelegentlich auch mal unseren Helm.

Unterwegs sind wir auf DER Hauptstraße des Landes, wobei der Verkehr recht spärlich ist und die eine Spur auch vollkommen ausreicht. Wenig Rücksicht nehmen die Verkehrsteilnehmenden allerdings bei Überholmanövern auf uns. Da stört es nicht wirklich, dass wir gerade entgegenkommen. Es heißt also ständig wachsam sein und alles im Blick behalten.

Am Abend haben wir dann zum ersten Mal seit langer Zeit gefragt, ob wir im Garten einer Familie übernachten dürfen und ja gleich bei der Ersten hatten wir Erfolg. Diese nette Familie zelebrierte gerade ein Familienfest und wir haben zusammen auf ein Bierchen angestoßen. Leider hat in der Folge ein bereits betrunkener Laote das Wort an sich gerissen, der schon seit 1979 in den USA lebt. Der gute Mann hat dann auch etliche Klischees, die es über amerikanische Staatsangehörige gibt bestätigt und vor allem eine ziemliche Selbstüberschätzung an den Tag gelegt, die sich auch darin ausdrückte, das wir nicht mit ihm reden konnten, sondern er einen Monolog führte. Spannend war der Mann dennoch, denn wie kommt es, das man als Laote in ein Land auswandert, kurz nachdem dieses gegen das eigene Land Krieg geführt hat? Das wollte er uns bei all dem Redefluss dann allerdings doch nicht verraten. Wir sind ihm und seiner Familie auf alle Fälle dankbar, dass sie uns bei sich aufgenommen hat und wir eine Dusche und einen Zeltplatz für die Nacht hatten.

22.2.

Am Morgen haben wir unsere Gastgeber noch verabschiedet und den Tipp erhalten, es doch auch mal in einem Tempel zu versuchen um dort zu übernachten.

Die heutige Strecke ähnelte der vom Vortag und wir konnten uns immer wieder an Kindern, aber auch Erwachsenen erfreuen, die uns mehr oder weniger aufgeregt grüßten. Ansonsten gibt es wenig Grund unterwegs anzuhalten und dennoch Genießen wir es sehr durch die Landschaft und Dörfer zu pedalieren. Es scheint, als hätte das Fahrrad genau das richtige Tempo für Laos, zudem radeln wir wegen der Hitze in Laos 2 km/h langsamer als normal. Wir sind mittlerweile auch dermaßen braun, dass ich im Spiegel immer zwei mal hinschauen muss, ehe ich mich erkenne. Da sind auch einige herrliche Übergänge von braun zu weiß in der Haut vorhanden. 🙂

Zum Mittag gab es aus Mangel an Alternativen Nudelsuppe. Hierzu werden ein paar Reisenudeln kurz aufgekocht, ein bisschen Grünes rangeschnippelt und mit Brühe versehen. Dazu je nach dem wer kocht noch Tomate oder ein gekochtes Ei. Wir haben jedenfalls schon nach dem 2. Tag die Nase voll von Nudelsuppe.

Nach dem Essen treffen wir zum ersten mal auf unserer Tour Reiseradler die auch zu Dritt unterwegs sind. Normalerweise ist das nämlich eine sehr untypische Anzahl und mehr als 2 Personen trifft man so gut wie nie, da dass für viele zu stressig ist. Gut das es bei uns klappt. 🙂

Am Abend haben wir dann noch fischende Menschen dabei beobachtet, wie sie in einem kleinen Tümpel erfolglos ein paar Fischen nachjagten. Dabei hatte jeder seine ganz eigene Technik entwickelt.

Das Letzte was wir dann immer machen bevor wir eine Tagesetappe beenden, ist die Wasservorräte, inklusive unseres großen Wassersacks, auffüllen und Eistee sowie Feierabendbierchen kaufen. Dann haben wir wieder eine Familie gefragt, ob wir für eine Nacht bleiben könnten und ja wir konnten. Die Kommunikation verlief recht schwierig und so haben sie uns erst einmal in Ruhe Nudeln mit Tomatensauce auf der Veranda kochen lassen. Später haben wir uns dann mit Händen und Füssen etwas unterhalten können und der Familienvater hat seinen ältesten Sohn in Vientiane angerufen. Er lernt dort Englisch und so konnten wir ein paar Informationen miteinander austauschen und festhalten, dass er gerne bei uns vorbeikommen darf, sollte er einmal nach Deutschland kommen. Nachdem es dann noch angefangen hatte zu regnen, wurden wir von den netten Leuten in das ansonsten fast leere, aber riesige Wohnzimmer hereingebeten, wo wir übernachten durften.

Pedaliert sind wir im Übrigen fast 130km.

23.2.

Nach dem aufwachen wurden noch ein paar Postkarten geschrieben und dann festgestellt, das Jule ein ziemlich angeschwollenes Auge hat. So etwas ähnliches hatte ich auch bereits, ist aber von alleine wieder verschwunden. So war es dann auch bei Jule nach 2 Tagen.

Mit 8 Uhr haben wir heute eine sehr gute Startzeit erwischt und das war auch gut so, denn so haben wir das englische Pärchen nicht verpasst, welches uns auf ihren Rädern bereits nach 4km entgegenkam. Am Nachmittag passierte uns auch noch ein älterer Franzose auf dem Mountainbike und mit Rucksack. Eine mehrtägige Tour mit Rucksack ist schon ein interessanter Einfall und das bei der Hitze. 🙂

Ihr werdet euch vielleicht fragen, warum berichten die denn immer so ausführlich von Pedaleuren die sie treffen?! Für Leute die sich auf die lange Meile begeben, ist es einfach schön Gleichgesinnte zu treffen, denn sie haben ähnliches erlebt wie man selbst und wissen am besten um die Freuden und Härten des Radlerlebens, wie schwierig es war loszufahren und seinen Weg zu gehen. All das schweist Pedaleure zusammen und so gibt es auch eine sehr hohe Solidarität untereinander, wie man sie wohl kaum unter einer anderen Gruppe von Reisenden findet.

Unsere Route wich heute erstmals von unserem Ursprungsplan nach China zu radeln ab. Etwas wehmütig sahen wir der nach links abknickenden Straße nach, die in Richtung Grenzgebirge zu Vietnam verschwand. Aber wie hat schon einst der berühmte Philosoph Marcel gesagt „Der Weg ist das Ziel!“ und unserer führte uns etwas abseits des Mekongs über hügelige Passagen. Wie in den letzten Tagen ging es vorbei an zahlreichen Nutztieren, die neben und auf der Straße unterwegs waren. Die größten sind die Wasserbüffel, von denen wir heute einige sahen, wie sie einen Fluss durchschwammen und nur noch ein kleiner Teil ihres Kopfes herausschaute.

Am Abend erreichten wir dann Thakhek, wo wir schon einmal unser Abendbrot einnahmen. Während wir da so saßen kam eine Horde von Ziegen vorüber gelaufen, hat sich an den Blumen des Restaurants zu schaffen gemacht und wurde prompt verjagt. Später kamen die Ziegen, mitten im Straßenverkehr, noch einmal aus der anderen Richtung angerannt. Wie fast alle Nutztiere laufen auch diese Ziegen frei umher und von einem Besitzer ist weit und breit nichts zu sehen. Am Abend scheinen die Tiere dann von selbst den Weg wieder Nachhause zu finden.

Wir haben den Weg noch zu einem Kloster gefunden und bekamen dort von den Mönchen einen schnieken Platz für unser Zelt zugewiesen. Das Highlight daran war, dass wir nur 15m vom Mekong entfernt schliefen. Leider viel die Kommunikation mit den Mönchen recht schwer, dabei hatten wir doch so viele Fragen zum Leben eines Mönches. 😦

Nachts gab es dann ganze Wolken von Insekten, so das wir uns schnell in unser viel zu warmes Zelt zurückziehen mussten. Irgendwann montieren wir uns noch eine Klimaanlage ins Zelt.

Woran merkt man, dass es draußen zu heiß ist?

Wenn man sich nach dem Verzehr einer Wassermelone die Hände waschen will, dazu sein Trinkwasser nutzt und bemerkt, dass es so warm ist wie Badewannenwasser.

24.2.

Die Mönche stehen leider bereits im dunkeln auf, weswegen wir nur eine sehr kurze Nacht hatten. Nach dem Frühstück mit Mekongblick, ging es deshalb bereits 7:41 Uhr auf die Straße. Der frühe Vogel fängt den Wurm, sag ich mal. Nur schade das wir Vegetarier sind.

Für den heutigen Tag hatten wir uns für eine schöne Straße, abseits der Hauptstraße entschieden. Der Verkehr hielt sich deshalb in Grenzen und wir konnten direkt am Mekong entlangradeln. Einziges Manko: Der Asphalt war ziemlich rau und man hat das Gefül nicht vom Fleck zu kommen.

An einer Bude hat sich Jule während der größten Mittagshitze einen Eiscafé bestellt. Zubereitet wird dieser wie folgt: Einfach Eis und Café in eine durchsichtige Plastiktüte und dann noch einen Strohhalm hinein. Fertig! Sah lustig aus, wie Jule mit ihrem Beutel Eiscafé am Lenker herumfuhr. Das Kaffee und auch Soßen, nicht nur in Laos, gerne mal in durchsichtigen Plastiktüten mitgenommen werden, hatten wir schon öfters gesehen, aber selbst haben wir so etwas noch nicht bekommen.

Kurz vor unserem Tagesziel Savannakhet hat Marcel noch einen Stand ausfindig gemacht, an dem es kleine halbrunde Teigkreise mit viel Rohrzucker gab. Lecker!

Dann erreichten wir Savannakhet und fanden auch gleich ein nettes Hotel für 15€. Fix Duschen und dann ab zum vietnamesischen Konsulat um das Visum zu beantragen. Am Konsulat war es sehr leer und wir kamen sofort dran. Unerwarteter Weise gab es kein Expressvisum, anders als in Vientiane. Zudem swaren auch noch die Kosten höher als in der laotischen Hauptstadt. Wir hatten mit maximal 70$ pro Person gerechnet und sollten dann 75$, also 225$ insgesamt löhnen. Der sich bei mir befindliche Dollarvorrat belief sich aber nur noch auf 223$. Nun viel Jule ein, dass sie noch einen Dollar hätte und Marcel meinte es müssten sogar 2$ sein, die sie damals wiederbekommen hatte, als sie in Yangon einen Tempel besucht hatten. Bezahlt hatten sie damals in Kyat, aber das Wechselgeld kam in Dollar zurück. Was für ein glücklicher Zufall! Das Geld reichte also, wenn auch äußerst knapp! 🙂

Dann probierten wir an verschiedenen Ständen noch die ein oder andere Leckerei, bevor wir uns in unser klimatisiertes Hotelzimmer zurückzogen.

Im Übrigen sind wir die letzten 4 Tage immer über 100km gefahren, das haben wir so auch noch nicht geschafft.

25.2.

Am Morgen hole ich mit Marcel Baguettes und so haben wir ein richtig fürstliches Mahl mit Marmelade, Käse, Honig und Erdnussbutter.

Heute ist der erste Tag an dem wir auf unser Visum warten. Von Savannakhet gibt es in etlichen Reiseberichten nur schreckliches zu hören. Das Städtchen soll unheimlich langweilig sein. Was wir bisher gesehen haben, bestätigt diesen Eindruck durchaus. Jule und ich können uns deshalb auch nicht dazu aufraffen, das klimatisierte Hotelzimmer zu verlassen. Nur Marcel dreht eine Runde und kommt nach 2 Stunden wieder mit der Aussage: „Ihr habt den spannenderen Tag gehabt.“

Der Laptop ist nun am kreisen, denn es müssen noch zahlreiche Dinge für die Ankunft in Deutschland organisiert werden und der normale Kram mit skypen, Bericht schreiben und Mails lesen steht ja auch noch an.

Zum Abendbrot sind wir dann doch noch rausgegangen und Marcel und ich haben uns auch noch den Sonnenuntergang am Mekong angeschaut. War echt schön und wir haben dann auch noch den deutschen „Südostasienexperten“ Reinhold getroffen, der gerade eine kleine Fahrradtour macht. Er konnte echt spannende Dinge über Thailand und seine Nachbarstaaten berichten. So wurde der König von Thailand in den 50er/60er Jahren von einer kleinen Führungselite wieder eingesetzt, um besser über das Volk herrschen zu können. Seit dem wird das Land immer zerrissener in diejenigen, die pro König sind (Gelbhemden) und die Rothemden. Der Riss zieht sich auch durch Familien, die dann kaum noch miteinander reden. Auch wir haben uns schon gewundert, dass der König quasi überall im Land mit Fahnen und Plakaten präsent ist. Er schaut einen deutlich öfter an, als etwa Atatürk in der Türkei und die Religionsführer im Iran. Nach einem sehr interessanten Gespräch mit Reinhold sind wir dann heimgegangen und haben schon bald geschlafen.

26.2.

Auch der zweite Pausentag in Savannakhet wurde nicht viel spannender. Jule blieb gleich den gesamten Tag im Hotelzimmer. Marcel und ich haben uns immerhin aufgerafft, um eine Post aufzusuchen und die beiden Museen der Stadt abzuklappern. Im ersteren waren wir die einzigen Gäste. Hier gab es im ersten Raum Gegenstände menschlichen Lebens von vor 2000 Jahren im Raum Savannakhet zu begutachten. Im zweiten Raum ging es um den Vietnamkrieg und im dritten Raum um Besuche von Würdenträgern und Industrie. Für 50 Cent Eintritt war das schon in Ordnung. Das angepriesene Dinosauriermuseum war dann mit seinen 2 Räumen wirklich eine große Enttäuschung. Dort lagen ein paar Knochen herum und fertig.

Am Abend haben wir uns dann wieder mit Reinhold getroffen und über Gott und die Welt gesprochen. Sehr nette Sache. 🙂

Das war es dann auch schon.

27.2.

11 Uhr sind wir zum aller letzten Mal auf dieser Reise Visa abholen gegangen. 🙂

Alles sehr unproblematisch und als wir fertig waren, kam noch die Frau eines Angestellten zu uns, um mit uns zu plauschen. War sehr nett und wir bekamen sogar noch einige Bananen mit auf den Weg gegeben.

Dann ging es entspannt auf die Straße in Richtung Vietnam, die dank japanischer Hilfe in einem hervorragenden Zustand war und so kamen wir gut voran. Obwohl wir erst 12 Uhr gestartet waren, haben wir immerhin noch 90km geschafft.

Bei der Familie, bei der wir heute anklopften, gab es sogar jemanden der Englisch sprechen konnte. Sonst ist das gemeinsame kommunizieren ja doch etwas schwerer. Mit der Familie konnten wir dann auch zusammen Abendbrot essen, wobei wir etwas kochten und auch unsere Gastgeber. Das ganze kam dann zusammen auf den Boden und alle anderen saßen um das Essen verteilt. Eines der Kinder hieß im Übrigen TV. 🙂

Auf dem Grundstück gab es außerdem Gänse, Enten und Hühner, die um uns herumliefen und den Weg zum Klo blockierten. Wir konnten außerdem einem Kampf zweier Hähne beiwohnen, die geben es sich aber ordentlich. Mit hochgeklappter Halskrause wird immer wieder angegriffen.

Die Nacht brachte dann wenig Schlaf ein, da in der Nachbarschaft eine Hochzeit gefeiert wurde. Dort wurde die Musik sehr laut aufgedreht und das ganze bis 6 Uhr morgens.

Leider wollten weder Marcel noch Jule mit mir auf dieser Hochzeit vorbeischauen und alleine habe ich mich auch nicht getraut, obwohl unser Gastgeber meinte, dass die Leute sich freuen würden, wenn ein „Falang“ (ein Mensch der nicht aus Laos stammt) vorbeischauen würde. Das Wort „Falang“ hören wir in Laos im Übrigen häufig, wenn wir vorbeiradeln.

4 Uhr war ich aufgrund der Musik putzmunter und konnte einfach nicht schlafen. Jetzt packte mich meine Neugier und ich dachte: ‚Da schaust du mal hin.‘ Da stand ich nun, bei den noch verbliebenen 25 Leutchen. Um keinen peinlichen Moment aufkommen zu lassen, bin ich einfach zu den 5 Menschen gegangen, die gerade am tanzen waren. Und ich hatte auch richtig Bock mal wieder zu zappeln. Vom Hochzeitspaar war nichts mehr zu sehen, aber die Hochzeitsgäste versuchten mit mir zu kommunizieren. Leider war die Musik barbarisch laut und es konnte auch keiner Englisch. Was aber immer geht, ist Bier und das brachte der größte Schluckspecht von allen immer wieder in einer Plastikkanne vorbei. Erst dachte ich, es sei Schnaps, weil es in Kleinstmengen ausgeschenkt wurde, aber dann war es wirklich nur Bier. Nach einer Weile wurde ich dann von einem Mann der um die 50 war an einen Tisch gezogen, an dem 8 weitere Personen saßen. Er deutete sofort auf ein Mädchen, das auch schon mit getanzt hatte hin und mir schwante nichts gutes. Ich tat aber so, als würde ich ihn nicht verstehen. Damit hatte ich nur wenig Erfolg und er zeigte auf seinen Penis, dann auf das Mädchen und dann auf das Haus. Ich versuchte dem guten Mann klar zu machen, das ich kein Interesse habe. Da kam auch schon ein zweiter Mann, der mit seinem Becken unmissverständliche Bewegungen machte. Als dem Mann klar wurde, dass ich an der jungen Dame wirklich kein Interesse hatte, deutete er noch auf zwei andere Frauen hin, doch auch da lehnte ich ab. Nun zog, der ja schon ziemlich betrunkene Laote an meinem Bart und meinen Haaren. Er machte mir klar, dass diese doch stinken würden und ich froh sein könnte, wenn ich mit diesen Mädels eine Nacht verbringen könnte. In Laos haben die Jungs im Übrigen keine langen Haare und noch weniger haben einen Bart. Nebenbei versuchte man mich noch betrunken zu machen, was bei den Kleinstmengen, die hier an Bier ausgeschenkt werden, aber eher schwieriger ist, auch wenn ich schon immer etwas mehr bekam.

Jedenfalls wurde es mir dann doch zu viel und ich bin im zügigen Schritt von der Hochzeit „geflohen“. Zwei sind mir noch ein kleines Stück mit der Taschenlampe hinterhergekommen und ich habe meine vorsichtshalber ausgelassen, damit sie mich nicht so leicht verfolgen können. Die Entscheidung stellt sich sehr bald als grober Fehler raus, denn ich bin noch in einen Graben gefallen, der da plötzlich das Feld kreuzte und in der Dunkelheit nicht zu sehen war. Bei der Gelegenheit hab ich mir die Hand ein bisschen aufgerissen, was mich nun beim radfahren behindern wird. Nunja, da war ich auch mal auf einer laotischen Hochzeit, die fast meine eigene geworden wäre. 🙂

Warum wir nur noch ein Visum brauchen

Bevor ihr den neuen Bericht bekommt, müssen wir euch erst einmal noch was wichtiges sagen-

und zwar-

Trommelwirbel!!-

wir werden nicht nach Shanghai fahren. Sondern: wir kommen wieder! In zwei Wochen! Und von Vietnam aus.

Warum! Das wird die allererste Frage sein, die ihr euch nun stellt, und ihr werdet euch fragen, ob uns schreckliche Dinge widerfahren sind.

Aber nein, uns geht es sehr gut. Wir haben uns immer noch sehr gern und wir reisen gerne miteinander, wir sind alle drei so gesund wie vielleicht noch nie zuvor und auch sonst ist hier nichts passiert, was euch Sorgen bereiten muss. Aber Gründe, die zur Kategorie „privat“ gehören und die wir hier im Blog nicht breittreten wollen (und die die Betroffenen natürlich schon kennen), haben uns dazu gebracht, vom Plan „Shanghai“ abzusehen und die Heimreise jetzt schon anzutreten.

Ihr denkt nun vielleicht, dass uns das traurig macht, weil wir ja so lange so vollmundig angekündigt haben, dass diese lange Meile in Shanghai enden wird. Auch diese Sorge können wir euch aber nehmen.

Einerseits haben wir einen für uns wirklich schönen Alternativplan entwickelt. Wir werden nun noch weiter fahren (immernachosten!), bis wir am südchinesischen Meer stehen und einfach nicht mehr weiter radeln können. Bis nach Osten hin nur noch Ozean kommt und wir den Kern unserer Reise erlebt haben: wir erreichen das Ende der Landmasse Eurasien. Bei den angekündigten 33 Grad und Palmen am weißen Sandstrand stellen wir uns das auch recht nett vor =)

Andererseits können wir auch mit Fug und Recht behaupten, dass diese Reise hier zu Ende sein darf. Wir haben in den letzten sechs Monaten völlig verrückte Dinge erlebt. Kuriositäten, Schönheit, Glücksmomente, harte Prüfungen, vor allem aber eine Güte und Offenherzigkeit der Welt, die über das uns bis dahin bekannte Maß hinaus gereicht hat. Wir sind durch Dschungel und Berge gefahren, haben in der Wüste, unter Palmen und am Strand gelegen, geschwitzt und gefroren und vor allem haben wir so, so, so viele Menschen getroffen, die uns einen kleinen Einblick in ihr Leben gegeben haben. Diese Einblicke sind es vor allem, die danach rufen, noch lange in uns zu arbeiten und uns Gedanken mit auf den Weg zu geben. Für uns ist es noch immer eine schöne und bezaubernde Idee, zwei weitere Monate auf dem lieb gewonnen Drahtesel zu sitzen und Shanghai zu erreichen. Es ist aber auch nicht nötig: wir haben schon wirklich mehr als genug Eindrücke, die verarbeitet werden können.

Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht, freuen uns nun aber letztendlich auch tiiiierisch darauf, wieder nach Hause zu kommen. Nach Hause! Das bedeutet unsere Freunde! Unsere Familie! Bett! Badezimmer! Döner! Und so viel mehr, das wir nun wieder richtig zu schätzen wissen werden…

Daher möchten wir uns verbitten, nun schlechte Stimmung aufkommen zu lassen, und würden uns unglaublich sehr freuen, euch alle bald wieder zu treffen, zu drücken und mit unseren Geschichten zu bespaßen =)

Für die Freiberger Freunde und Verwandten wird das recht leicht: wir sagen voraus, dass wir am 11. März um 18:45 auf dem Freiberger Obermarkt stehen werden. Und dass wir einen Plausch, eine Apfelschorle oder ein Bier mit euch dort sehr, sehr genießen werden. (Oder einen Glühwein? Wie sind die Temperaturen?!)

Somit schicken wir euch liebe Grüße aus Laos,

wo wir noch zwei Tage auf unser letztes Visum warten müssen

Die Extremradler

PS: falls ihr es übrigens genauer wissen wollt, könnt ihr euch hier an den Spekulationen beteiligen =)

Myanmar und der erste Thail von Thailand

Die drei unerschrockenen und unglaublich gutaussehenden Reiseradler melden sich nun – durchtrainiert, braungebrannt und immer strahlend – aus Thailand. Ihr KÖNNT euch nicht vorstellen, wie viel Spaß es mir gerade macht, auf den Knopp „hochladen“ zu drücken und wenige Sekunden später sind unsere Bilder auf der Website. Das ist eine Arbeit, die während der letzten drei Monate immer so nervenaufreibend lange gedauert hat… Yeah! Und dabei muss ich erwähnen, dass ich diesem Bericht gerade den letzten Schliff zum upload gebe, während ich in Thailands Bergen auf einem Zeltplatz sitze. Einem Zeltplatz! Mit WIFI! Thailand ist wirklich sooo Europa =)

Dann noch zu dem Myanmar-Fotoordner: den hatte ich mit der falschen Berechtigungsstufe versehen. Wenn ihr auf den Link geklickt habt, wurdet ihr gebeten, mir eine Anfrage zu schicken. Das ist jetzt behoben und jeder kann wie er oder sie lustig ist auf die Fotos schauen. Also einfach links in der Seitenleiste nochmal auf das Zelt unter Palmen klicken =)

Nundenn, erst einmal viel Spaß mit dem nächsten Teil der langen Reise!

Jule

6.2.

Eigentlich haben wir uns den Wecker ganz früh gestellt, um vor der Hitze schon ein paar Kilometer abzuradeln und dann mittags etwas länger Pause zu machen. Kommt aber -wie immer- anders als man denkt, weil wir beim Frühstück im Hotel eine Reiseradlerin aus Amerika treffen, mit der wir uns blendend unterhalten. Ihr Blog ist http://www.theloongwayhome.com

Danach geht es in Hitze und Hügeln weiter, ich persönlich kann immer noch nicht viel essen und komme nicht gut hinter den Jungs her. Am Nachmittag aber fährt neben uns plötzlich ein junger Mann auf einem Motorrad mit einer Art Beiwagen, auf dem irgendwelche Töpfe und Utensilien stehen. Als ich ihn nach kurzem Gespräch auf ganz passablem Englisch frage, was er denn verkauft, da sagt er doch wirklich: „icecream!“ Jaa, so wünschen sich Radler das =)

Er ist tatsächlich ein Stück hinter uns her gefahren, nur um uns nun auf der Strecke auf eine Kugel Eis einzuladen. Leider muss ich wegen meiner Magenquerelen ablehnen, und leider meinen die beiden Jungs auch, dass es eher so gar nicht lecker war. Wir sind im Nachhinein sehr froh, dass nicht noch jemand krank geworden ist. Aber klar- dennoch beeindruckend, wie freundlich die Menschen ständig zu uns sind!

Diese Eisepisode spielte sich übrigens ab, während wir immer wieder durch Anpflanzungen von Bäumen geradelt sind, deren Stamm spiralenförmig die Rinde abgezogen wurde und an denen kleine Schälchen hingen. Der Eisverkäufer konnte uns dann auf jeden Fall beantworten, was für ein Saft aus diesen Bäumen gewonnen wird – und es ist Kautschuk! So radeln wir hier nun also durch endlose Kautschukplantagen. Ist das nicht der Wahnsinn?

Später radeln wir gerade durch eine kleine Stadt, als es heißt: Anhalten! Kuchenpause! Kamera zücken! Wir haben den 7000. Kilometer auf dem Tacho.

Und hiermit möchten wir einen Aufruf starten: wer eine schöne Idee oder einen Wunsch für das Foto zum 8000. Kilometer (das wird wohl in Thailand sein) hat, der möge sie uns schicken. Der Gewinner gewinnt die Realisierung seines Wunschfotos, 13.000 km von Deutschland entfernt! =)

Am Abend dann biegen wir dann (zack!) in eine Kautschukplantage ein, um dort unser Zelt aufzuschlagen, kochen uns Kokosmilchlinsen (ach Yangon, du hast unsere Vorräte großzügig gefüllt) und haben einen schönen Abend in der schönen Natur dieses schönen Landes.

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07.02.

Am Morgen radeln wir noch die letzten fehlenden 20 km bis Hpa-an, der Hauptstadt des Bundesstaates Kayen. Kayen ist ganz platt mit maigrünen Reisfeldern und sich dazwischen senkrecht und atemberaubend erhebenden Karsbergen. Eine ganz andere Landschaft als bisher, und mal wieder aaarg schön.

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In Hpa-an wollen wir auch mindestens zwei Tage bleiben, um uns die vielen vom Reiseführer empfohlenen Natur-Sehenswürdigkeiten in der Umgebung anzusehen: da soll es Grotten geben (mit Buddhastatuen, natürlich), Berge zum Bewandern und Seen zum Schwimmen. Zuerst aber müssen wir ein günstiges Hostel finden und das wird noch fast ein wenig abenteuerlich, weil Navi, Stadtplan und Jule heute nicht gut miteinander kommunizieren. Nach ein bisschen gezirkel aber erreichen wir das „Soe Brothers Hostel“, das uns ein feines Zimmer zu für Myanmar unschlagbar günstigen Preisen überlässt. Außerdem freuen wir uns krass über kleine Luxusgüter, die man aus Hostels in anderen Regionen der Erde gewöhnt ist, die hier aber nie selbstverständlich sind: heißes Wasser für Kaffee zB, oder, noch viel rarer hier: ein wirklich gut funktionierendes WLAN!

Wir machen einen Attraktionen-Abarbeiten-Plan für die nächsten Tage und radeln dann los, um uns eine Höhle anzusehen, in der es erst einmal Buddhastatuen geben soll, wenn man dann aber weiter läuft, soll man zu einer Höhle kommen, in der man schwimmen gehen kann! Das wollen wir. Ja, nun, was soll ich sagen, wir verfahren uns noch zweimal, um nach ca. 20 Radminuten wieder an unserem Hotel vorbeizufahren. Ein schwarzer Tag. Christian ist das zu viel und er bleibt dann auch gleich beim Hotel, um in Ruhe Internetarbeit erledigen zu können, Marcel und ich geben nicht auf und sind dann auch recht bald an den Höhlen- und recht enttäuscht. Es ist alles arg anders, als wir uns das ausgemalt hatten, und zum Baden bietet sich nur ein 5×10 m Wasserloch an, um das herum ca. 12 Restaurants ihren Betrieb aufgenommen haben, um die Massen an (bevorzugt einheimischen) Touristen zu füttern. Es ist Mordsgaudi und mit „Schwimmen in der Grotte“ hat es gar nichts zu tun. Dafür aber ist das Badeloch quellgespeist und sehr klar und hübsch und wir gesellen uns den Nachmittag zu den zig badenden myanmarischen Kindern und Jugendlichen. Wir werden herrlich erfrischt und es macht auch viel Spaß, denn die Menschen hier gehen zu unserer großen Belustigung komplett angezogen ins Wasser- mit Jeans, T-Shirt und Jacke.

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Das ist so ungewohnt! Außerdem gibt es eine ganz kleine Höhle, in der ebenfalls sehr klares Wasser ist, und dort waschen sich immer wieder ein paar Mönche. Darüber hängen ihre dunkelroten Kutten zum Trocknen.

08.02.

Heute schließen wir uns einer Touri-Tour an, bei der wir mit 3 Französinnen zusammen auf eine Motorrad-Riksha gepackt und von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit gefahren werden. Wir schauen uns im Laufe des Tages zB einige Grotten und Höhlen an. Aus einer riesigen Höhle (Football-Stadion-Größe, sagt der lonely planet) geht es sogar hinten wieder raus. Das sieht schon seeehr fett aus, wie nach dem langen Gang durch komplette Dunkelheit, unter Fledermäusen und zwischen Stalaktiten hindurch, das Sonnenlicht wieder durch die Höhle scheint. Dazu schaut man da auch auf einen sehr idyllischen See zwischen Reisfeldern. Leider zusammen mit ca. 50 anderen Touristen. Über diesen See werden wir dann auch im Einbaum wieder zurück zum Höhleneingang gebracht. Teilweise verläuft die Wasserstraße als Kanal durch die Reisfelder- das ist supertoll.

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Beim Mittagessen gehen wir auch tatsächlich nochmal baden, weil das ausgesuchte Restaurant neben einem Wasserloch ist. Dieses Mal springe ich wie die Myanmaris komplett angezogen ins Wasser- das hat den Vorteil, dass es noch eine halbe Stunde später angenehm kühlt und dass die Kleider halbwegs gewaschen sind. Später, zurück im Hotel, gehe ich übrigens mit den Kleidern duschen, um sie dort mehr oder weniger sauber zu bekommen.

Nach noch mehr Höhlen und ungezählten Buddhastatuen setzen wir uns noch zum Sonnenuntergang vor eine spezielle Höhle am Fluss, um einem ganz besonderen Spektakel zuzusehen (zusammen mit ca. 50 anderen Touristen): ab einer bestimmten Sekunde strömen sicherlich 10 Minuten lang ununterbrochen abertausende von Fledermäusen aus dem kleinen Felsloch. Sie verdunkeln richtiggehend den Himmel und ziehen ein Band über den ganzen Abendhimmel. Das ist ganz wahnsinnig!

09.02.

So viele Dinge an einem Tag! Das muss ungefähr Rekord sein… Für alle Menschen und alle Zeiten…. So viel kann niemand schonmal erlebt haben =)
Zunächst wollen wir gern wandern gehen. Für die geplante Wanderung muss man wohl um 08:00 morgens vor irgendeiner High School stehen und einen überdachten Pick-up erwischen, der einen mit zum Fuß des Berges nimmt. Somit stehen wir um 08:00 morgens vor dieser High School- genau wie 6 andere Touristen, die wohl den gleichen Reiseführer lesen. Auch eine der netten Französinnen von gestern ist wieder dabei, und als der Transport-LKW kommt, steigen wir drei und sie auf das Dach, weil sonst nicht alle rein passen würden. Und weil es einen Heidenspaß macht! Herrliche Dinge, die man in Deutschland nicht mal zu denken wagt! So holpern wir also (zu eurer Beruhigung schon von einer Art Zaun/Geländer gesichert) über den Köpfen aller Menschen durch die Stadt und aufs platte Land hinaus. Das ist noch viel witziger als sonst, weil uns natürlich noch mehr Menschen bemerken, sich nach uns die Hälse verrenken und uns grüßen- und wenn wir dann lachend zurück grüßen, dann fühlt sich das von unserem Hochsitz aus an, als wären wir die königliche Familie und würden eine Kutschfahrt durch unsere Ländereien unternehmen… Sooo lustig.

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Neben unserem Vehikel taucht dann auch bald die mehr-oder-weniger-neunzig-Grad Flanke des Berges auf, auf den wir heute rauf wollen. Beeindruckend. Der Aufstieg beginnt in einem Garten, in dem 1121 identische Buddhastatuen aufgestellt sind (!), das sieht schonmal recht fett aus. Es folgen gefühlte 80 Millionen Stufen, bis wir von Normalnull auf 722 Meter hochgelaufen sind. Das sind 267 Stockwerke, ich hab grad extra nachgerechnet =)

Ich bin so, so, so klitschnass geschwitzt. Aber wir können wohl doch fühlen, dass uns dieses Radfahren trainiert hat. Wirklich bemerkenswert furchtbar anstrengend finde ich das Hochwandern nicht.

Es belohnt uns eine herrliche Aussicht über diese verrückte Landschaft, mit der wir unsere eingepackten Toasts verspeisen. Was wurden wir gestern von einem Franzosen ausgelacht, als er bei der Tour gesehen hat, dass wir uns Stullen geschmiert und mitgebracht hatten. Scheinbar bedienen wir damit ein großes Deutschland-Klischee =)

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Das Runterwandern über mindestens genauso viele Stufen ist dann schon anstrengender, uns zittern allen die Waden sehr enorm. Unten angekommen laufen wir dann noch weiter zur Hauptstraße und halten den Daumen raus, um per Anhalter zurück nach Hpa-an zu kommen, und tatsächlich hält nach einer Minute ein Pickup, auf dessen Ladefläche wir hüpfen dürfen. Genial! Fahrtwind, Freiheit, das ganze Leben…

Im Hotel warten unsere gepackten Satteltaschen auf uns und wir satteln auf, um nicht noch eine Nacht das Zimmer zahlen zu müssen, sondern aus der Stadt heraus zu kommen und zelten zu können. Beim Aufsatteln und Weiterradeln treffen wir aber schon wieder so viele andere Reiseradler, das wir Mühe haben, vorwärts zu kommen. Das ist eine wahnsinnige Dichte hier! Viele fahren „nur“ Südostasien, also zB Thailand, Kambodscha, Laos, Vietnam und Myanmar, aber heute treffen wir auch Adam aus Australien, der vor 5 Jahren in Australien gestartet ist, um dann bis Thailand zu kommen, in Thailand 3 Jahre hängen zu bleiben und nun weiter zu radeln =)

Unser Weg führt weiter durch Kautschukplantagen und weil wir jetzt schon recht nah an einer internationalen Grenze sind und uns das Wildzelten da nicht so geheuer ist, entscheiden wir uns, noch einmal bei einem Kloster zu fragen, ob die ein Plätzchen für die Nacht hätten.

Zunächst ist es etwas kompliziert und der Mönch meint, wenn wir unser Zelt aufstellen wollten, dann sollten wir weiter bis zum nächsten Ort fahren (?), aber dann ist es plötzlich gar kein Problem, mal wieder im Gebetsraum zu schlafen =) Und so liegen unsere Matratzen heute wieder einmal unter einer LED-blinkenden Buddhastatue.

Bevor wir aber schlafen können, müssen wir uns noch seeehr amüsieren und wundern, in was für einem Kloster wir hier gelandet sind… Es scheint wieder nur einen erwachsenen Mönch zu geben, der Rest der ca. 25 Köpfe sind junge Buben und Männer zwischen ca. 7 und 15 Jahren. Zuerst bringen die guten Seelen uns noch ganz gesittet Kekse, Kaffee und ein Licht zu unseren Bambusstühlen vor dem Nebenhaus, dann aber drehen die Kids ziemlich durch, machen Feuer, kabbeln und prügeln sich, bringen mehrere Lautsprecher mit verschiedenster Musik an, tanzen und johlen, springen übers Feuer und machen Halligalli in Tüten! Es ist für uns unfassbar unterhaltsam und ganz schwer mit den Mönchsroben zu vereinbaren.

Nach dem Abendessen (Nudeln mit guter Tomatensauce, haben wir im Supermarkt gefunden!! Wir kommen näher an Thailand! Geilo!!) entdecken wir dann noch einen riiieesigen Skorpion in der Nähe des Kochers… Große Aufregung bei uns, aber ein kleiner Mönch haut beherzt und gelangweilt mit ’nem Backstein drauf und dann ist auch schon gut.

10.02.

Nach dem Aufstehen frühstücken wir in den drei Bambusstühlen vor dem Gebetsraum und sehen dabei die Sonne als roten Ball zwischen den Palmen aufgehen. Dann geht es für uns weiter in Richtung der Thailändischen Grenze, von der uns noch 100 km trennen. Eigentlich sollte diese Distanz für uns kein Problem mehr sein, wir wissen aber, das im Grenzgebiet recht fiese Berge auf uns warten. Zunächst aber verabschiedet uns Myanmar noch einmal mit seinen riiichtig miesen Straßen, bei denen man kaum vorwärts kommt, weil die Bodenwellen jeden Schwung fressen. Und mit seinen riiichtig herzlichen Menschen, die sich so freuen, wenn wir irgendwie in ihre Nähe kommen. Unsere erste Essenspause machen wir schon um 10:00, weil wir da schon 2,5 Stunden im Sattel sind. Danach biegen wir von der sehr viel befahrenen Straße auf den neuen Highway ab, der noch nicht fertig gebaut und somit noch geschlossen ist. Hier warten in der prallen Sonne ein paar Kilometer Sand, Steine und Staub neben Baggern auf uns, bis wir in diese erwarteten Berge kommen. Die Anstiege haben es in sich, es geht leider nach jedem steilen „bergauf“ auch wieder 2/3 bergab, weswegen es sich nur schleppend aufwärts zieht. Und es geht auf Mittag, es wird sengend heiß. Mein größtes Problem ist, dass der laufende Schweiß so sehr in den Augen brennt, dass ich immer wieder anhalten muss, um mir die Hände abzutrocknen (natürlich auch klitschnass geschwitzt) und die Augen zu wischen. Außerdem verpasse ich die Gelegenheit, mir meine Wasserflaschen aufzufüllen, bevor für lange, trockene, heiße Zeit nichts mehr kommt. So quäle ich mich dann arg hinter den Jungs die Berge hoch.

Aber auch so eine Etappe ist irgendwann zu Ende- wir erreichen den Wendepunkt, es saust mit locker über 60 km/h bergab, es wird fast kühl und Marcel hält an einem Militärkontrollpunkt, an dem uns Wasser geschenkt wird. Und an dem viel zu junge Soldaten mit viel zu großen Waffen stehen, das erschüttert uns schon etwas.

Marcel muss dort an seinem Rad rumschrauben, weil sein Umwerfer beim vielen Schalten abgebrochen ist =) Naa, wahrscheinlich war der angebrochen, als Marcel ein paar Tage zuvor auf die Seite gefallen ist. Dabei ist übrigens auch eine Pedale gebrochen, weswegen Marcel nun seit Hpa-an Pedale in pink-metallic spazieren fährt. Sehr fesch =)

Als nun der Umwerfer abgebaut ist, können wir endlich von den bewaffneten aus weiterfahren und düsen düsen düsen weiter, bis wir in der Grenzstadt auf Myanmarischer Seite ankommen. Man fährt hier auf der Hauptstraße einfach immer geradeaus, bevor man an einem Torbogen steht- das ist die Grenze zu Thailand. Nun müssen wir noch kurz unsere Pässe irgendwo vorzeigen und ein elektronisches Foto von uns machen lassen, und zack! haben wir das thailändische Visum in Form eines Stempels im Pass. Kostet nichts, ist kein Aufwand und ist 4 Wochen gültig, wir sind begeistert!

Drüben in Thailand, auf der wunderbar glatten, breiten, guten Straße (im Linksverkehr) rollen wir nur noch bis Mae Sod, dem thailändischen Grenzort. Hier nehmen wir uns ein Hotel (im Gegensatz zu Myanmar so fein, sauber und günstig!) und ruhen uns ordentlich aus. Wenn wir nach solchen Etappen duschen und die weißen Hotelhandtücher benutzen, dann können wir uns duschen wie wir wollen- die Handtücher werden beim Abtrocknen ganz dreckig braun. Ay, ihr wollt nicht wissen, wie siffig wir manchmal sind. Und wie selten wir die Kleider wirklich sauber waschen können. Und dass wir die Radelklamotten nun mal nicht wechseln können =)

Aber die erfreulichen Dinge des Tages: Thailand! Endlich wieder gutes WIFI! Endlich können wir uns um die Internet-Dinge kümmern, die in Indien und Myanmar liegen geblieben sind. Und mit zu Hause skypen. Demnach nutzen wir das Internet lustvoll, nachdem wir das erste Mal thailändisch Essen (nicht so viel toller als das myanmarische, wie alle behauptet haben) und im lang ersehnten Supermarkt waren (schon fett, aber auch nicht so toll, wie alle behauptet haben).

11.02.

Das ist unser erster Tag in Thailand! Und er geht sehr entspannt los, weil Marcel sich um das Ersatzteil für seine Schaltung kümmern muss. Dementsprechend können Christian und ich bis fast zum Mittag rumhängen und einfach mal nichts tun. Es ist ein großes Glück, dass dieses Schaltungsmalheur nun gerade so in Thailand passiert und nicht mehr in Myanmar, denn hier ist es wirklich kein Problem, an das Ersatzteil zu kommen. Also sind wir zu Mittag wieder auf der Straße, um nun von Thailand begrüßt zu werden: mit sehr guten, ganz glatt asphaltierten Straßen auf der einen Seite, aber mit wirklich steilen, fiesen, bösen Bergen (warum wieder in der Mittagshitze?! Sind wir bescheuert?!) auf der anderen Seite. Aber das schöne an Thailand ist: wenn man mal an einem kleinen Shop oder Restaurant am Straßenrand anhält, um wieder zu Kräften zu kommen, dann gibt es für uns schon fast vergessene Dinge wie Eis am Stiel, Milchshake oder Eiskaffee…. Ich bin sehr zufrieden!

Am Abend sind wir auf 800 m, die sich wie 1600 angefühlt haben, weil es immer wieder runter ging und so steil war. Recht fertig und immer noch mit dem Muskelkater vom Wandern fallen wir fast vom Rad, als wir vor einem Rangerhaus stehen, die es hier in den Wäldern gibt. Wir beschließen, das Zelt hinter dem Haus aufzubauen, weil wir meinen, dass es ein Thailand mit dem wilden zelten unproblematisch sein sollte. Und wirklich, abends kommt zwar noch ein Offizieller vorbei, der macht uns aber nur das Licht an und freut sich mit uns. Wir kochen und fallen ins Bettchen.

12.02.

Und wer nun fleißig den Blog verfolgt hat, der weiß: wenn wir einen Tag lang jammern, dass es bergauf geht, dann freuen wir uns am nächsten Tag normalerweise, dass es bergab geht. Philosophisch, nicht wahr? Und so rollen wir von unserem Rangerhaus los, zzzziiiiiisch mit unserer persönlichen Höchstmarke 67 km/h den Berg runter. Eigentlich den ganzen Tag. Spannend ist das sonst nicht weiter, weil wir hier auf der autobahnähnlichen Schnellstraße fahren, von der aus man nichts weiter interessantes sieht oder mitbekommt. Wir haben unseren komfortablen Seitenstreifen und besten Asphalt und es fühlt sich so an, als würde uns Thailand einen Kurzurlaub von den Eindrücken der Reise genehmigen- alles ist einfach und komfortabel und man muss nicht viel verarbeiten oder nachdenken.

Am Abend erreichen wir Sukothai (hier der Wiki-Link), weil wir hier die bedeutenden Ruinen der untergegangenen Hauptstadt des ersten thailändischen Königreiches anschauen wollen. So landen wir in einem sehr niedlichen Hotel mit kleinen Holzbungalows und den Annehmlichkeiten, die es seit Thailand wieder ganz selbstverständlich in Hotels gibt: WLAN, warme Dusche, sauberes Bad, Toilette… Nur die Klimaanlage macht Höllensounds und möchte uns wohl sehr gern vom Schlafen abhalten

— auf dem lang(sam)en Weg nach China —